4.73.1.1 - Entwurf zu einem Gartenpavillon in Mecklenburg, Grund- und Aufriß



4.73.1.1 - Entwurf zu einem Gartenpavillon in Mecklenburg, Grund- und Aufriß


Inventar Nr.: GS 16724
Bezeichnung: Entwurf zu einem Gartenpavillon in Mecklenburg, Grund- und Aufriß
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: 1798
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: "I B"
Maße: 31,2 x 19,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: Maßangaben (Graphit)


Katalogtext:
Der von Jussow als "Gartenpavillon" bezeichnete zwei-, im Bereich des zentralen Turmes sogar dreigeschossige Bau hat die Ausmaße eines kleinen Nebenwohnsitzes. Der symmetrisch angelegte Grundriß erinnert an zeitgenössische Entwürfe für Villengebäude und läßt zunächst nicht erahnen, daß das Gebäude im Stil der Gotik erbaut werden sollte.
Vergleichbare ruinöse Gebäude hat Jussow auch für andere Parkanlagen geschaffen (GS 6042, GS 6050). Dieser Entwurf nimmt mit seinem wehrhaften Mittelturm und den mit Zinnen versehenen Ecktürmen Motive der Löwenburg auf, die sich ab 1793 im Bau befand (vgl. GS 5653 oder GS 5654). Während der Hauptturm im Obergeschoß mit seiner sparsamen Durchfensterung und den erkerartigen runden Ausbauten an mittelalterliche Befestigungsanlagen erinnert, ist der Wohnbereich mit Maßwerkfenstern versehen, die bei Wehrbauten unüblich waren. Die ausschließlich ästhetischen Kriterien folgende Zusammenstellung von Bau- und Dekorationselementen ist typisch für die Rezeption der Gotik in der zeitgenössischen Architektur.
Die rückseitige Beschriftung auf GS 6064 wird Jussow bei der Durchsicht seines Nachlasses nachträglich hinzugefügt haben. Leider nennt er den Auftraggeber nicht. Jutta Schuchard hat in einer handschriftlichen Notiz als Bauherrn den hessischen Minister Martin Ernst von Schlieffen (1732-1825) vorgeschlagen, der in der Umgebung von Schwerin Güter besaß und in preußischen Diensten stand. Nachdem Schlieffen 1792 seinen Abschied genommen hatte, hielt er sich vor allem in Mecklenburg sowie in seinem hessischen Gut Windhausen auf, wo er sich in einer künstlichen ruinösen Kapelle beisetzen ließ. Die Anfertigung des Entwurfs für Schlieffen konnte archivalisch bisher nicht bestätigt werden. Das Blatt könnte möglicherweise auch eine Beziehung zur Familie Waitz von Eschen besitzen, die gleichfalls Grundbesitz in Mecklenburg hatte (ich danke der Familie Waitz von Eschen für ihre frdl. Auskünfte).

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [CL]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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