2.3.17.7 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Entwurf zur Schmalwand des großen Salons der Beletage (Raum 56), Aufriß



2.3.17.7 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Entwurf zur Schmalwand des großen Salons der Beletage (Raum 56), Aufriß


Inventar Nr.: GS 5774
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Entwurf zur Schmalwand des großen Salons der Beletage (Raum 56), Aufriß
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: 1798/99
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Grau
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 33,6 x 51 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: rechts: "Die Pilaster springen 1 zoll vor" (Graphit)


Katalogtext:
Die innere Ausstattung des Mittelbaus wurde 1798-1799 begonnen, wie es schon bei der Anlegung der Treppe im Vestibül (GS 5777) angesprochen worden ist. Der Große Salon der Beletage, zur Stadtseite gerichtet, war der aufwendigste Raum des ganzen Schlosses. Die Zeichnung GS 12494, die einen Schnitt quer durch den geplanten Mittelbau vom Kellergeschoß bis zur Kuppel im fortgeschrittenen Planungszustand wiedergibt, macht das deutlich: Über das Treppenhaus gelangte man aus dem Vestibül in den Vorraum des Saales, der sich über zwei Stockwerke nach oben öffnete. Die Zeichnung dokumentiert weiter, daß die Kolossalordnung der Säulen des Portikus zur Stadtseite den niedrigen Saal des Erdgeschosses, den sog. 'Empfangssaal', und den hohen Saal im Obergeschoß zusammenfaßte. Die wichtige repräsentative Funktion des Saales macht es verständlich, warum Jussow mehrere Entwurfszeichnungen für die Lang- und die Schmalseite (GS 5774, GS 5773, GS 5772), für die Türen (L GS 4564) und die Deckengestaltung (GS 5780) angefertigt hat.
Zur Datierung ist vorab zu bemerken, daß Wilhelm IX. in seinen Memoiren zum 8. Juni 1799 geschrieben hat: "L'on soupa dans le nouveau Corps de logis, qui a l'exception du Bel Etage ainsi que tout Wilhelmshoehe avoit acquis son entiere fin" (zit. nach Dittscheid 1987, S. 146). Die Beletage war mit dem großen Salon noch nicht vollständig ausgeführt. Zum Jahr 1800 schreibt Jussow in den "Historischen Nachrichten" von der Beendigung der Ausstattung in diesem Geschoß (StAM Best. 6a, Nr. 59, S. 69). Außergewöhnlich war bei der Innenausstattung des großen Saales die korinthische Wandgliederung, wie es Engelhard beschrieben hat: "Nur der große Festsaal im Hauptgebäude hatte eine eigentlich architektonische, der corinthischen Säulen-Ordnung entlehnte Verzierung; eben so das Vorzimmer vor diesem Saale" (Engelhard 1842, S. 167).
Zusammen mit Blatt GS 5802 gehört dieser Entwurf zu der wohl frühesten Fassung der Wandgestaltung des großen Saales. Diese spart genauso wie die Längswandgliederung die Pilaster in den Ecken aus; die gekoppelten Pilaster werden hier durch einfache ersetzt. Die Dreiteilung der Schmalseite sieht links und rechts je ein Türfeld vor und in der Mitte ein Bild oder einen Spiegel (Manuskript Schuchard/Dittscheid). Die angedeutete Verzierung des Architravs findet sich auch zwischen den Feldrahmungen in Buckingham House von Chambers in London (Harris 1970, Abb. 117), das Jussow bei seinem Englandaufenthalt gesehen haben wird.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [HPG]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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