1.53.1.1 - Kassel, Wilhelmshöher Platz, Entwurf, Lageplan



1.53.1.1 - Kassel, Wilhelmshöher Platz, Entwurf, Lageplan


Inventar Nr.: GS 5867
Bezeichnung: Kassel, Wilhelmshöher Platz, Entwurf, Lageplan
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: 1805
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Braun
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 52,7 x 54,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben mittig: "Plan vom neuen Wilhelmshöher Thor / zu Cassel." (Graphit)


Katalogtext:
Am 21. August 1798 wurde das bisherige Königstor am Ende der Königsstraße offiziell in Wilhelmshöher Tor umbenannt, nachdem Landgraf Wilhelm IX. im selben Jahr für das von ihm in Weißenstein erbaute Schloß den Namen Wilhelmshöhe festgelegt hatte (Sammlung Fürstlich-Hessischer Landes-Ordnungen Bd. 7, 1802).
In der ab 1767 um die Oberneustadt gelegten Zollmauer war das Königstor lediglich als kleine Pforte eingefügt. In der Folgezeit waren mehrfach Pläne zur Umgestaltung des Platzes wie auch des Tores entwickelt worden. Doch erst 1805 wurde das Areal grundlegend neu gestaltet. Bis dahin hatte es aus einem runden Platz bestanden, in den die ab 1776 angelegte Weißensteiner, später Wilhelmshöher Allee, seitlich einmündete. Kurfürst Wilhelm I. übertrug Jussow die Planung für die Neugestaltung des Platzes sowie für die Randbebauung. Jussow schlug eine sechseckige Form vor, was der Kurfürst akzeptierte (im Bericht vom 27. März 1805 stellte Jussow die Vor- und Nachteile einer runden und einer sechseckigen Platzform einander gegenüber; StAM Best. 5, Nr. 11803; vgl. Fenner 1998, S. 37; die kurfürstliche Approbation erfolgte am 29. März 1805).
Das Gelände wurde im April 1805 abgesteckt und parzelliert, wofür einige Anlieger gegen Entschädigung Flächen abtreten mußten. Die Bebauung sollte durch Privatleute erfolgen, an die eine nach Grundstücksgröße bemessene Bezuschussung vergeben wurde. Dafür waren die Auflagen zu erfüllen, nur Häuser aus Stein und mit drei Geschossen zu erbauen und nur Entwürfe von Jussow zu verwenden (StAM Best. 53f, Nr. 360).
Als erste Bauten wurden die Wachtgebäude der geplanten repräsentativen Toranlage sowie zwei Privathäuser begonnen (am 12. August 1805 berichtete Jussow dem Kurfürsten vom Baubeginn; StAM Best. 53f, Nr. 360).
Durch die französische Besetzung 1806 und die Gründung des Königreichs Westphalen wurden die angefangenen Baumaßnahmen unterbrochen und in der Folge verändert fortgeführt. So entstand anstelle eines vom Maurermeister Friedrich Burghard Seidler geplanten Neubaus ein Verwaltungsgebäude des Königreichs Westphalen, das Haus der Amortisationskasse (vgl. zu diesem nach 1813 "Fürstenhaus" genannten Gebäude GS 5868, GS 5881, GS 5882, GS 5872 u. GS 12642).
Der Platz und seine Bauten blieben auch nach der Wiederherstellung des Kurfürstentums teilweise unvollendet.
Das Blatt zeigt das Gelände zu Beginn der Bauarbeiten um 1806 noch vor der 'westphälischen' Zeit. Das geplante Wilhelmshöher Tor ist in seinem Ausführungsstadium dargestellt, das mit der Zeichnung GS 5866 bis auf die Treppenhäuser übereinstimmt.
Anschließend an das nördliche Wachtgebäude sind mit Graphit drei der dort vorgesehenen Häuser eingetragen, von denen das unmittelbar an das Torhaus anstoßende auch ausgeführt wurde. Die drei Bauten sollten eine symmetrische Gruppe mit einem großen Haus in der Mitte bilden. Für dieses größere Mittelgebäude hat sich der Fassadenentwurf Jussows erhalten (in StAM Best. 53f, Nr. 360; vgl. Fenner 1998, S. 40-43, Abb. 1).
In dem Plan ist unten die Stadtmauer eingezeichnet, die weiterhin bestehen bleiben sollte. In ihrem auf dem Platz verlaufenden Teil ist eine Vergitterung vermerkt.
Im südlichen Bereich werden lediglich die Grenzen des Bebauungsgeländes angegeben. Es endet im Südwesten an dem Grundstück des Ober-Appellations-Gerichts-Präsidenten von Jasmund, der hier ein bereits einige Jahre zuvor erbautes Haus besaß. Dieses Haus kaufte Wilhelm I. 1806 an, um es besser in die Gesamtbebauung einbeziehen zu können (der Ankauf erfolgte im August 1806; StAM Best. 53f, Nr. 360). Ein Entwurf im Hessischen Staatsarchiv Marburg zeigt das seitlich um je eine Achse erweiterte Haus mit vorgestelltem viersäuligen Portikus. Auf der linken Seite ist ein Pendant zum südlichen Wachthaus dargestellt (StAM P II 3940/1; Hinweis im Manuskript Schuchard/Dittscheid).

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [GF]


Literatur:
Fenner 1998, S. 37-42, Abb. 2; Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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