2.3.2.2 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Entwurf zur Gesamtanlage mit Garten, Lageplan (recto); verschiedene Skizzen, wohl nicht zu Schloß Weißenstein gehörig (verso)



2.3.2.2 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Entwurf zur Gesamtanlage mit Garten, Lageplan (recto); verschiedene Skizzen, wohl nicht zu Schloß Weißenstein gehörig (verso)


Inventar Nr.: GS 6074
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Entwurf zur Gesamtanlage mit Garten, Lageplan (recto); verschiedene Skizzen, wohl nicht zu Schloß Weißenstein gehörig (verso)
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: 1786
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 51,9 x 40,1 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen:


Katalogtext:
Der Situationsplan hält das frühe Planungsstadium mit relativ schmalen Eckpavillons und zum Park hin gerundeten Mittelrisaliten fest. Die Zeichnung offenbart durch die starken Radierspuren das Ringen Jussows um die ideale Konzeption. Besonders deutlich wird dies an der mehrteiligen Rampenanlage vor dem Schloß, die Jussow - wie schon De Wailly - zur Überwindung des Höhenunterschieds vorsah. Die gesamte Rampenanlage hätte im Vergleich zu dem Schloßbau eine unverhältnismäßige Größe eingenommen und die irrationale Monumentalität des Bauwerks unterstrichen.
Der Garten südlich der Rampen ist im anglo-chinesischen Stil gehalten, sonst entwarf Jussow um das Schloß herum formale Gärten. Anglo-chinesische Gärten gab es bereits unter Friedrich II. und Erbprinz Wilhelm in der Landgrafschaft Hessen-Kassel, etwa in Wilhelmsbad bei Hanau. Die Zeichnung des englischen Gartens ist in mehreren Schritten entstanden. Im Bereich der Insel mit dem dreiflügeligen Bauwerk weist das Papier deutliche Radierspuren auf. Die Wegführung änderte Jussow mehrfach. Auf dem Präsentationsriß in Bad Homburg v. d. H., Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, GK I 42178, nimmt die Stelle des englischen Gartens ein formaler Garten ein, der eine Wiederholung des nördlich der Rampe gelegenen Gartens darstellt. Hinter dem Schloß sah Jussow einen großen Platz vor, sonst blieb die Szenerie zwischen Schloß und Karlsberg ungestaltet.
Unterhalb des Grundrisses befinden sich zahlreiche zart gezeichnete Skizzen, etwa für Treppenanlagen, für Schlußsteine über einer Fenster- oder Türöffnung und eine beinah ausradierte Zeichnung unten links, die in ihrer Umrißform an den Grundriß der Karlsaue erinnert. Diese Skizze mag im Zusammenhang mit Jussows Gartenkonzeptionen stehen, die er in dem Blatt erprobte. Darüber hinaus zeichnete Jussow mehrere Reiter und Pferde im unteren Teil des Blattes. Sie stehen teilweise auf Sockeln und erinnern somit an Reiterdenkmäler. Möglicherweise wollte Jussow aber auch Staffagefiguren skizzieren, denn De Wailly versah die Ansichten seines ersten und zweiten Schloßbauprojekts für den Weißenstein mit Reiterfiguren. In der linken oberen Ecke des Blattes zeichnete Jussow später den Grundriß des Weißensteinflügels, wie ihn Du Ry konzipiert hatte und wie Jussow ihn in Rom noch nicht kennen konnte.
Auf der Rückseite von GS 6074 hielt Jussow nur teilweise benennbare Skizzen fest, etwa eine Sequenz von drei Eselsrückenbögen, deren mittlerer ein Fenster aufweist. Weiter skizzierte er einen Kuppelbau mit drei rundbogigen Eingängen. Links und rechts schließen sich an dieses Gebäude Anbauten mit jeweils einem Bogen an. Unter den zahlreichen sich überlagernden Schichten ist noch ein Gebäude zu erkennen, das mehrere Fenster aufweist. Eine kleine Zeichnung zeigt möglicherweise einen Baldachinaltar. Auf der weniger stark bezeichneten Hälfte der Rückseite skizzierte Jussow den Grundriß einer Kirche mit drei Konchen und einer Vierungskuppel. Markant ist außerdem ein Entwurf für einen Platz mit zwei halbkreisförmigen Abschlüssen, wobei in den langgezogenen Mittelteilen jeweils durch quadratische Gebäude pointierte Durchgänge angelegt sind. Der Grundriß steht nicht im Zusammenhang mit dem Entwurf auf der Vorderseite des Blattes.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [FCS]


Literatur:
Holtmeyer 1910, S. 304, Taf. 133,7, 139,2; Katalog Kassel 1958, S. 6f., Nr. 6 (um 1785); Dittscheid 1987, S. 69, 327, Nr. 39, Abb. 113 (1784/85); Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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