2.4.1.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf der Längsseite, Aufriß



2.4.1.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf der Längsseite, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 10385
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Theater, Entwurf der Längsseite, Aufriß
Künstler: Leo von Klenze (1784 - 1864), Architekt/-in
Datierung: 1808/09
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: Krone über Wappenschild mit Lilie, unten anhängend Anker und "WR" in Ligatur
Maße: 33,8 x 48,1 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten rechts: "Klenze" (Graphit)
in der Darstellung: "SALVE" (Feder in Schwarz)
verso: "Geschichtsverein", "Kunstsammlungen" (Graphit)
verso: "Kassel Kasten II, mtl / Nr. 10/2", "15/3", "219" (Graphit)


Katalogtext:
Innerhalb der Entwicklungsreihe der zum Theater Napoleonshöhe von Klenze erarbeiteten Entwurfszeichnungen muß dieses bisher unpublizierte Blatt an den Anfang gestellt werden, da sich hier Konstruktionsprinzipien finden, die Klenze nicht weiter verfolgt hat. In seinen Memorabilien erwähnt er "mehrere andere Projekte, teils von mir selbst, teils von anderen vorgeschlagen", die seinem Ausführungsentwurf vorangingen.
Der hier vorliegende unvollendete Entwurf zielt auf eine stärkere Akzentuierung des Fassadenmittelteils ab. Statt des Viersäulenportikus dominiert ein Sechssäulenportikus die zum Park gerichtete Hauptfassade und wird zudem von zwei in Graphit angedeuteten Dachgestaltungsvarianten überhöht. Neben der portikusbreiten Flachkuppel führte Klenze als überdimensionale Variante eine Tambourbekrönung mit Flachkuppel aus. Ein Akanthusrankenfries mit dem mittigen Schriftzug "SALVE" und als Verlängerung der Säulen positionierte Attikastatuen heben diesen Bereich auch bauornamental hervor. Die seitlichen Attikaabschnitte hatte Klenze zudem nachträglich durchgestrichen.
Im Vergleich mit dem Ausführungsentwurf (GS 12508) zeigen sich die seitlichen Fassadenabschnitte durch das Breitenmaß des Sechssäulenportikus bei gleicher Breite des gesamten Baukörpers verkürzt und die beiden Fensterachsen dadurch enger zusammengezogen. Das eingeschossige Konstruktionsprinzip, das dem Gebäude einen pavillonartigen Charakter verleihen sollte, ist diesem Entwurf noch stärker ablesbar. Die Fenster, die hier tiefer ansetzen, mußte Klenze im Planungsverlauf weiter nach oben rücken, um einerseits an der eingeschossigen Fassadengliederung festhalten zu können, andererseits aber die notwendige Zweigeschossigkeit im Innern zu erreichen.
Abweichend von der späteren Umsetzung weist der vorliegende Entwurf auch eine reichere Bauornamentik auf, die bereits durch die Wahl der korinthischen Säulenordnung eingeleitet wird. Die von Ornamentbändern eingerahmten Fenster zieren Balustraden sowie lünettenförmige, ummauerte Oberlichter. Zwischen die Portikussäulen sind aufgesockelte Statuen plaziert, die Personifikationen der vier Jahreszeiten darstellen, wodurch eine Verbindung zur umgebenden Parklandschaft hergestellt wird. Diese Form des figürlichen Bauschmuckes findet sich ebenfalls in einer späteren Entwurfszeichnung (München, Staatliche Graphische Sammlung, SGSM 27050, 1809/10) sowie in dem Stichblatt der Theaterlängsseite (GS 5614, 1812), die Apoll und Bacchus in Rechtecknischen zeigt. In dem Stich sind in die Fensterzwischenräume zudem die Musen Thalia und Melpomene gesetzt, wodurch auf die Funktion des Gebäudes Bezug genommen wird. Bei seinem späteren Ausführungsentwurf (GS 12508) verzichtete Klenze auf den figürlichen Bauschmuck und ersetzte die Portikusstatuen durch Fenster.
Stand: September 2004, korrigiert September 2007 [MH]


Literatur:
Härtel 2004, S. 54f. u. Abb. 22


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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