3.58.2.3 - Hofgeismar-Gesundbrunnen, Schloß Schönburg, Entwurf zur Hauptfassade, Aufriß

Katalogtext:
Der Aufriß der Hauptfassade des 1787-1790 für Landgraf Wilhelm IX. errichteten Schlößchens Montchéri, später Schönburg, ist eine Nachzeichnung nach dem Entwurf des Architekten des Gebäudes, Simon Louis Du Ry (vgl. GS 2176). Bis auf die hinzugefügten flachbogigen Kellerfenster stimmen Vorlage und Kopie bis hin zu identischen Maßverhältnissen überein. Das vorliegende Blatt ist jedoch sauberer gezeichnet, wodurch insbesondere die bei Du Ry nur angedeutete Kartusche mit Beiwerk nun in ihren Einzelheiten deutlicher erkennbar wird. Weiterhin ist der bräunlich und grau lavierte Portikus stärker gegenüber der hell belassenen Fassade akzentuiert.
Einige Abweichungen von der endgültigen Bauausführung, die durch die beiden Zeichnungen des Hofmalers Wilhelm Böttner von 1791 (Marb. Dep. 255g u. Marb. Dep. 255n) sowie die Bauaufnahme Johann Daniel Engelhards (Marb. Dep. II, 206) belegt und teilweise noch heute sichtbar sind, verdeutlichen, daß die Darstellung noch vor Vollendung des Bauwerks entstanden oder aber ohne Überprüfung vor Ort nach der Vorlage Du Rys gezeichnet worden sein muß. Deshalb ist unsicher, ob das im Inhaltsverzeichnis des Klebebandes vermerkte Entstehungsjahr 1792 zutrifft.
Die Zeichnung läßt sich aufgrund der Darstellungsweise und des Schriftduktus der Bezeichnung dem Bauakzessisten Johann Georg Christoph Lange zuordnen (vgl. Schuchard 1978, S. 64f.), der in den Jahren von 1783-1791 mehrfach für Du Ry arbeitete und dabei auch mit dem Gesundbrunnen befaßt war, wie das erste Blatt des Klebebandes "Plans u. Prospecte / vom / Bad Hofgeismar und / Schloß Schoenburg" (Marb. Dep. 255a) oder der unvollendete Lageplan Marb. Dep. II, 329 zeigen. Bei den letztgenannten Zeichnungen findet sich ebenso wie bei den zugehörigen Grundrissen Marb. Dep. 255c, Marb. Dep. 255d und Marb. Dep. 255f die charakteristische Eigenart, die dargestellten Mauern oder Baukörper partiell mit kräftiger ausgeführten roten Linien zu begrenzen. Die wegen der unklaren Kennzeichnung im Inhaltsverzeichnis des Klebebandes erfolgte Zuschreibung dieses Aufrisses und der drei Grundrisse an den Gärtner Johann David Stumpfeld (Röhring 1989/1, Abb. S. 18) vermag nicht zu überzeugen, da Stumpfelds zeichnerisches Können begrenzt war (vgl. Marb. Dep. 255b) und er zudem einen anderen Zuständigkeitsbereich hatte.
Stand: Mai 2005 [GF]