3.55.1.3 - Hofbieber, St. Georg, Entwurfsskizze, Querschnitt, Aufriß der Turmfassade, Aufriß der Seitenfassade, Details (recto); Gebäudegrundriß (verso)



3.55.1.3 - Hofbieber, St. Georg, Entwurfsskizze, Querschnitt, Aufriß der Turmfassade, Aufriß der Seitenfassade, Details (recto); Gebäudegrundriß (verso)


Inventar Nr.: L GS 14030
Bezeichnung: Hofbieber, St. Georg, Entwurfsskizze, Querschnitt, Aufriß der Turmfassade, Aufriß der Seitenfassade, Details (recto); Gebäudegrundriß (verso)
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Zeichner/-in
Datierung: 1835-1838
Geogr. Bezug: Hofbieber
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN"
Maße: 45,4 x 57,1 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die vorliegende Zeichnung steht in Zusammenhang mit der Entwurfsplanung für die katholische Kirche in Hofbieber (L GS 7850 u. L GS 14029). Die nebeneinanderstehenden Skizzen zeigen in der linken Blatthälfte erste Ansätze zu einem Grundriß mit einem darüber gelegten Querschnitt, eine Darstellung der Turmfassade, einen Seitenriß in verkleinerter Form sowie einige Details, z. B. das Eingangsportal am linken Blattrand.
Wie bei L GS 7850 sieht der Entwurf eine von Türmen flankierte Giebelfassade vor, die im Aufbau und in der Ausführung der Details mit der Federzeichnung vergleichbar ist. Abweichend von dieser wird die zentrale Fensterrose von einer Rahmung, die wohl als doppelt gestufte Blende zu denken ist, akzentuiert. In stärkerem Maß als bei dem nachfolgenden Entwurf läßt sich hier die Vorbildwirkung italienischer Kirchenfassaden (s. Orvieto, Dom) ablesen. Im oberen Teil dient die Rahmung zugleich als Trennlinie für das darüber angeordnete Giebeldreieck mit Oculi. Bei den Türmen setzen auf dieser Höhe die Freigeschosse an. Hier wirkt ein Fries, der, wie der Seitenriß zeigt, in der Art einer Maßwerkbrüstung um den ganzen Bau geführt werden sollte, als Abtrennung zum unteren Fassadenteil. Die Türme werden von Spitzhelmen bekrönt, wie sie im Rahmen einer Alternativdarstellung auch auf dem Entwurf L GS 7850 zu finden sind. Für die Seitenfronten sah Ruhl in dieser Entwurfsphase statt hoher einteiliger Rundbogenfenster eine zweiteilige, durch ein umlaufendes Gesims bewirkte Struktur vor. Zusammen mit dem Fassadenanschluß, der wie eine Maßwerkbrüstung erscheint, verfolgte er ein horizontales Gliederungsprinzip, daß trotz der Kürze des Baues den longitudinalen Charakter des Gebäudes betont.
Die Grundrißskizze gibt einen Eindruck von der Zweiturmanordnung an beiden Schmalseiten des Gebäudes. Die Detailzeichnung des Portals mit Wimpergverdachung weist große Übereinstimmung mit der Federzeichnung L GS 7850 auf, so daß von einem unmittelbaren Entstehungszusammenhang ausgegangen werden kann.
Rückseitig befindet sich der unvollendete Grundrißentwurf für ein über Eck stehendes Wohnhaus. Der vordere, wohl in Massivbauweise geplante Flügel zu zehn Achsen zeigt ein streng symmetrisches Gliederungsprinzip, wobei die beiden Eingänge auf ein Zweifamilienhaus hindeuten. Durch die Tiefe des Hauses führt ein Mittelflur, der den Zugang zu den ebenerdigen Räumen gewährt. Über eine dreiläufige Treppe mit gleichsinnigem Richtungswechsel können die höher liegenden Zimmer erreicht werden. Der Entstehungshintergrund der Zeichnung ist unklar, möglicherweise gibt es einen Zusammenhang mit der Bebauungsplanung am Ständeplatz in Kassel.
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
Lohr 1984, S. 101f., Obj.Nr. 14, Abb. 28


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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