1.61.2.1 - Kassel, Palais Schaumburg, erstes Projekt, Entwurf zum Erdgeschoß, Grundriß



1.61.2.1 - Kassel, Palais Schaumburg, erstes Projekt, Entwurf zum Erdgeschoß, Grundriß


Inventar Nr.: Marb. Dep. 132b
Bezeichnung: Kassel, Palais Schaumburg, erstes Projekt, Entwurf zum Erdgeschoß, Grundriß
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Zeichner/-in, Entwurf
Datierung: um 1835
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, braun und blau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -; Träger: Jüngling mit Velum auf Kugel, "VAN DER LEY"
Maße: 47,8 x 35,3 cm (Blattmaß)
45,5 x 32,6 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben rechts: "I." (Feder in Schwarz)
unten mittig: "Rez de Chausée" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: diverse Erläuterungen (Graphit, Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Während Ruhl bei seinen drei Vorprojekten (L GS 13651,1 - L GS 13651,12) die Platzform zur Grundlage der Grundrißdisposition machte, war diese Struktur bei seinen folgenden Projekten nicht mehr von Belang. Statt einer Zweiflügelanlage, bei der sowohl die Verteilung wie auch die Erschließung der Räume nicht ganz unproblematisch waren, gestaltete Ruhl nun einen autonomen Baukörper. Zwar war die Planung auch auf den repräsentativen Charakter des Gebäudes hin ausgerichtet, durch eine dem italienischen Palazzotyp verpflichtete Aufrißgestaltung nimmt sich der Entwurf jedoch weitaus zurückhaltender aus, als dies bei den Vorprojekten der Fall ist. Obwohl Ruhl für den Grundrißentwurf die Anzahl der Räume reduziert, kommt dem um zwei Innenhöfe angeordneten Gebäude gleichwohl eine der Bauaufgabe entsprechende repräsentative Wirkung zu, indem der platzseitige, von einer Kolonnade begrenzte und durch ein Portal zu erschließende "Vor-Hof" den Typ des französischen Hôtelbaus rezipiert. Die seitlich dieses vorderen Hofes gelegenen eingeschossigen Gebäudeteile sind im Obergeschoß als Terrassen nutzbar. Im Innern nehmen sie ein in einer Dreiviertelrundung angelegtes Schlafzimmer sowie die Wohnung des Concièrge auf. Der Mittelteil des Gebäudes ist der Erschließung vorbehalten, wobei Hofportal, Haupteingang, Treppenaufgang und Hinterausgang die zentrale Achse bilden. Eine zweireihige Säulenstellung führt direkt zu dem von Doppelsäulen gerahmten, geraden unteren Treppenabschnitt. Statt einen geraden gegenläufigen Richtungswechsel vorzunehmen, ließ Ruhl sie hier von einem Zwischenpodest aus in gekrümmter zweiarmiger Form in das erste Obergeschoß laufen und paßte sie so dem großzügigen halbrunden Treppenhaus an. In den seitlich der Haupttreppe gelegenen Bereichen konnten die beiden Treppen für die Dienerschaft untergebracht werden. Der mehrteiligen Treppenanlage ist ein Korridor vorgelagert, der das Vestibül durchläuft und die beiden senkrechten Gebäudeflügel miteinander verbindet. Auf der linken Seite gelangt man von einem Wohnzimmer und einem Kabinett in den Salon, von dem aus die Gartenterrasse zu erreichen ist. Sie wird von dem Hofbereich durch eine halbrunde Futtermauer mit mittig plaziertem Brunnen und zwei angelehnten Freitreppen abgegrenzt, die an die Ecken der Flügelbauten anschließen.
Die Raumfolge in der rechten Gebäudehälfte ist im wesentlichen für die Vorratshaltung bzw. die Unterbringung des Hausrats bestimmt.
Die Anlage des Grundrisses mit dem in der Mittelachse angeordneten Vestibül und dem großzügigen offenen Treppenhaus, die in barocker Manier eine Raumeinheit bilden, ist der Aufteilung des Ständehauses vergleichbar. Auch die Innenraumgestaltung, die eine Wandgliederung mit Säulen resp. Pilastern zeigt, sowie die repräsentative Wölbung finden sich teilweise in dem Entwurfskonzept zum Ständehaus wieder.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Lohr 1984, Nr. 78, S. 118, 121, 138 m. Abb. 79


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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