4.8.3.5 - Bad Nenndorf, St. Godehard, dritter Neubauentwurf, West- und Ostfassade, Aufriß und Schnitt



4.8.3.5 - Bad Nenndorf, St. Godehard, dritter Neubauentwurf, West- und Ostfassade, Aufriß und Schnitt


Inventar Nr.: Marb. Dep. 247e
Bezeichnung: Bad Nenndorf, St. Godehard, dritter Neubauentwurf, West- und Ostfassade, Aufriß und Schnitt
Künstler: Johann Philipp Lichtenberg (1800 - 1872), Architekt/-in, Entwurf
Datierung: 1840
Geogr. Bezug: Bad Nenndorf
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / TURKEY MILL / 1840"
Maße: 53,5 x 39,4 cm (Blattmaß)
51,3 x 37 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: in der Darstellung: "3r Entwurf / zu einer neuen Kirche für die / Gemeinde Gross-Nenndorf / Blatt II." (Feder in Braun)
unten rechts: "Lichtenberg / 1840." (Feder in Braun)


Katalogtext:
Neben einem Blatt mit einem Aufriß der Nordfassade und einem Grundriß legte Johann Lichtenberg im Rahmen seiner dritten Entwurfsserie das vorliegende Blatt mit einer Darstellung der West- und der Ostseite sowie zwei Querschnitten durch den östlichen und den westlichen Teil der Kirche vor. Dabei stimmte er die Gestaltung des Portals und des darüberliegenden Rundbogenfensters auf das Aussehen der Seiteneingänge ab. Neoromanische Stilelemente wie das Drillingsfenster im oberen Fassadenbereich der Westfassade mischte Lichtenberg mit klassizistischen Elementen wie dem Konsolgesims an der Dachtraufe. Die Ostseite der Kirche, an der sich ein zusätzlicher Eingang für den Pfarrer und den Küster befindet, wird mit einem großen Lünettenfenster besonders hervorgehoben. Trotz der untypischen Fensterform verdeutlicht die von Lichtenberg gewählte Bezeichnung "Fensterrose" seine Orientierung an der mittelalterlichen Kunst der Fenstergestaltung. Neben der dekorativen Komponente hat das große Ostfenster aber auch einen funktionalen Wert: Während die seitlichen Fenster den unteren Raum und die Empore mit Licht versorgen, sollte die mit "farbigen Scheiben zu verglasende große halbrunde Fensterrose" (StAM Best. 16, Nr. 11040, 29.12.1840) das Tonnengewölbe des Mittelschiffs beleuchten. Die Bogenstruktur der Fenster nimmt dabei Bezug auf die Form der Tonnendecke.
Erst der Querschnitt verdeutlicht, wie sich Lichtenberg die Gestaltung des östlichen Bereichs um den Altar vorstellte. Neben der Erhöhung auf einem oktogonalen umschrankten Podest plante er eine dreiteilige, zweigeschossige Kanzelwand mit Zwillingsfenstern. Optisch wird der Altar im Stil der Wandkanzelaltare von der Kanzel überhöht. Als Bekrönung und gleichzeitig lichtinszenierendes Moment wirkt das große Lünettenfenster. Im Westen sollte die alte, 1829 entstandene Orgel erhalten bleiben, allerdings verwies Lichtenberg auf die "nöthige Reparatur und Wiederherstellung derselben" (StAM Best. 16, Nr. 11040, 29.12.1840).
In die spätere Umsetzung gelangten Elemente der hier projektierten Chorgestaltung wie die Kanzelwand, die jedoch auf ein Fenstergeschoß reduziert wurde, und die gesonderte Abschrankung des Altarbereichs. Der Altar selbst wurde in evangelischer Kirchenbautradition in die Kanzelwand eingebunden. Im Zuge einer Innenraumrenovierung im Jahr 1953 ist die Abtrennung von Langhaus und Chor beseitigt worden (Jacobs 2004, S. 6). Die besondere Lichtführung durch das große Lünettenfenster kam nicht zur Ausführung. Statt des geraden Chorschlusses wurde eine Halbkreisapsis gestaltet und die Kanzel von der Kalotte hinterfangen.
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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