4.8.3.7 - Bad Nenndorf, St. Godehard, vierter Neubauentwurf, Aufriß der Westfassade, Grundriß und Schnitt



4.8.3.7 - Bad Nenndorf, St. Godehard, vierter Neubauentwurf, Aufriß der Westfassade, Grundriß und Schnitt


Inventar Nr.: Marb. Dep. 247g
Bezeichnung: Bad Nenndorf, St. Godehard, vierter Neubauentwurf, Aufriß der Westfassade, Grundriß und Schnitt
Künstler: Johann Philipp Lichtenberg (1800 - 1872), Architekt/-in, Entwurf
Datierung: 1841
Geogr. Bezug: Bad Nenndorf
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, rosa, lila, gelb und grün laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 56,1 x 45 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit Fuß
Beschriftungen: oben mittig: "4tes Project zu einer neuen Kirche für die Gemeinde Gross-Nenndorf" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Bl[...]" (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: Beschriftungen und Maßangaben (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das vorliegende, allseitig beschnittene Blatt kann inhaltlich Marb. Dep. 247f zugeordnet werden, wobei sich die nur fragmentarisch erhaltene Beschriftung in der rechten oberen Ecke vermutlich zu "Blatt II" ergänzen läßt. Die Zeichnung komplettiert den Aufriß der Nordfassade und den Grundriß auf Sockelebene bei Marb. Dep. 247f um einen Grundriß auf Emporenhöhe, einen Aufriß der Westfassade sowie einen Längs- und einen Querschnitt durch den Chorbereich.
In Anlehnung an die Gestaltung der Längs- und der Ostseite arbeitete Johann Lichtenberg bei dem vierten Entwurf der Westfassade die neoromanischen Stilelemente stärker heraus, indem er die drei Fenster durch Zwischensäulen voneinander trennte und eine überhöhte Mittelöffnung gestaltete. Die Westmauern der Seitenschiffe versah er mit zusätzlichen Fensteröffnungen. Der alte Turm, den es zu erhalten galt, wird von seiner oblongen Grundfläche über eine achteckige in eine Rundform überführt. So kam Lichtenberg dem Wunsch der Gemeinde nach einer bekrönenden Rotunde nach (StAM Best. 16, Nr. 11040, 20.09.1841). Das Turminnere dient als Vorhalle, um "das Eindringen von Kälte in das Innere der Kirche" abzuhalten. Im Innern des Turmes führen vom Vestibül aus zwei Haupttreppen zu den Emporen.
Im Vergleich zu den vorhergehenden Entwürfen wertete Lichtenberg den Chorbereich durch die apsidiale Gestalt auf. Im oberen Geschoß ist das Halbrund als Chorbühne ausgewiesen. Es sollte bei festlichen Gelegenheiten der Standort für Musiker und Sänger sein. Im Jochbereich des Altars befinden sich Kirchenstände für wichtige Persönlichkeiten. Es wird eine Unterscheidung vorgenommen zwischen den kleineren, zu ebener Erde liegenden und den größeren, etwas über den Emporen angeordneten Plätzen, wobei der "vordere als landesherrlicher Stuhl bezeichnet werden dürfte" (StAM Best. 16, Nr. 11040, 20.09.1841). Über eigene Treppensysteme sind die oberen Logen direkt zugänglich.
Lichtenbergs Konzept für den Kirchenraum bestand in der "Steigerung der räumlichen Höhe in dem Schiff durch seine größere Länge, welche durch die Perspektive nach dem Altar und Kanzel hin erzeugt wird, anderentheils durch die Verbindung der geradlinigen und gebogenen Formen" (StAM Best. 16, Nr. 11040, 20.09.1841). Die räumliche Wirkung erzielte er durch ein hohes Tonnengewölbe, das notwendigerweise die Konstruktion eines hohen Dachstuhls nach sich zieht. Den erwarteten Vorbehalt gegen die verhältnismäßig große Höhe des Kirchendachs versuchte er durch das Argument zu entkräften, daß die erhöhte Lage der Kirche in der Realität einen anderer Eindruck entstehen lassen würde als in der Zeichnung.
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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