3.58.2.9 - Hofgeismar-Gesundbrunnen, Schloß Schönburg, Bauaufnahme des Erdgeschosses, Grundriß



3.58.2.9 - Hofgeismar-Gesundbrunnen, Schloß Schönburg, Bauaufnahme des Erdgeschosses, Grundriß


Inventar Nr.: Marb. Dep. II, 206
Bezeichnung: Hofgeismar-Gesundbrunnen, Schloß Schönburg, Bauaufnahme des Erdgeschosses, Grundriß
Künstler: Johann Daniel Wilhelm Eduard Engelhard (1788 - 1856), Zeichner/-in
Datierung: 1820-1823
Geogr. Bezug: Bad Gesundbrunnen (Hofgeismar)
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, Tusche, rosa, blaugrau und grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "[...] PICKERING / LONDON"
Maße: 53,8 x 41,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben mittig: "SCHLOSS SCHOENBURG" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Inv. IV d. f 13 93" (Farbstift in Blau, Graphit)
unten mittig: "Das Rez de Chaussee, aus dem von allen Seiten Thüren in den Park führen, enthält die kurfürstlichen / Wohnzimmer bestehend in einem Audienzsaal, einem Schreibzimmer, einem Cabinet, einem Schlaf- / zimmer, einer Garderobe, einem Tafelzimmer, einem Vorzimmer und einem Mamorbad. / Die Wände des Zimmers sind jetzt theils mit Boisserien, theils mit Tapeten von Papier die im / chinesischen Styl gemahlt sind, bedeckt." (Feder in Schwarz)
in der Darstellung: Bezeichnung einzelner Räume und Elemente (Graphit, Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Der Erdgeschoßgrundriß des Schlößchens Schönburg in Gesundbrunnen bei Hofgeismar zeigt noch den Zustand der Erbauungszeit (vgl. Marb. Dep. 255d). Allerdings ist mit der Einrichtung des in der beigefügten Legende als "Marmorbad" bezeichneten Raumes bereits eine der Veränderungen dargestellt, die Kurfürst Wilhelm II. von 1822 bis 1825 planen und durchführen ließ (Schuchard 1978, S. 66; Röhring 1989/1, S. 17; Putschky 2000, S. 45). Der gleichzeitig mit der Verlegung des Bades aus dem Kellergeschoß (vgl. Marb. Dep. 255f u. Marb. Dep. II, 213) in das Erdgeschoß erfolgte "Anbau eines Rysalits an der Rückseite u. Formirung eines Vestibuls durch Abnahme der Alten Treppe" (StAM Best. 300, Philippsruhe 11, A 42, Nr. 3; zit. nach Schuchard 1978, S. 66) wurde dagegen erst nachträglich flüchtig mit brauner Tinte in die Darstellung einskizziert sowie durch eine Graphitskizze auf dem Vorsatzblatt ergänzt.
Anlaß und Entstehungszeit der Zeichnung sind wegen dieser Diskrepanz in der Darstellung parallel vorgenommener Baumaßnahmen nicht ganz klar. Möglicherweise war zunächst nur an die Anlage des Bades gedacht, dessen projektierte Form von Engelhard bereits in die Bestandsaufnahme eingefügt wurde. Entsprechend könnte es sich auch bei den Fußbodenbelägen im Saal, im Eingangsbereich und im Treppenhaus sowie bei der Garderobe um Entwürfe handeln, was auch für vier Zimmer im Obergeschoß zu vermuten ist (vgl. Marb. Dep. II, 207). Da Kurfürst Wilhelm II. die Anordnungen zu Veränderungen im Schlößchen Schönburg einschließlich der Einrichtung des neuen Baderaums im November 1822 erteilte, kann die Zeichnung erst nach diesem Zeitpunkt entstanden sein. Als Autor ist Johann Daniel Engelhard anzusehen, dessen Signatur auf dem Blatt zwar nur fragmentarisch sichtbar ist, aber durch diejenige des folgenden Obergeschoßgrundrisses Marb. Dep. II, 207 gesichert ist. Allerdings war Johann Conrad Bromeis als Oberhofbaumeister für die Baumaßnahmen in den kurfürstlichen Schlössern zuständig, und auf ihn gehen auch die Umbauten in Schönburg zurück. Sowohl die Gestaltung des Bades als Kombination eines querovalen Beckens mit einer rechteckigen Treppenanlage wie auch die der Fußböden mit weiß-blau gemustertem Plattenbelag in diagonaler Anordnung finden in dem etwas später (1824/25) im Weißensteinflügel von Schloß Wilhelmshöhe eingebauten Bad ihre Entsprechung (vgl. Marb. Dep. 189; Schütte 2000/01, S. 108).
In der sehr an Bromeis oder seinen Umkreis erinnernden sorgfältig gezeichneten und farbig lavierten Darstellungsweise werden detailliert die Bestandteile der Fußböden und Heizungseinrichtungen bis hin zur Charakterisierung des Materials präsentiert. Die erwähnten flüchtig in Graphit und brauner Tinte einskizzierten Veränderungsvorschläge sowie weitere Korrekturen stehen dazu in starkem Kontrast. Sie stammen vielleicht von Kurfürst Wilhelm II. selbst, der häufiger auf diese Weise in den Planungsprozeß eingriff (vgl. Bidlingmaier 2000, S. 99), oder von einem beteiligten Hofbeamten. Möglicherweise steht der auf dem Einband des Klebebandes notierte Vermerk "Dieser Plan ist von Seiten der Oberhof / Baudirecition [sic] neu Anzufertigen" in Zusammenhang mit diesen planerischen Eintragungen.
Das Blatt wurde nachträglich auf der rechten Seite unsauber beschnitten, wobei die Signatur mindestens zur Hälfte wegfiel. Um es dann wieder in die Mitte der in Graphit angelegten doppelten Rahmenlinien zu bringen, mußte es links abgelöst und, um etwa einen Zentimeter nach rechts verschoben, neu montiert werden. Die Klebereste wurden anschließend unvollkommen getilgt. Auch dieser Eingriff kontrastiert mit der sorgsam konzipierten Gestaltung des Blattes, auf dem über der Rahmung der aufmontierten Zeichnung der Titel in Kapitalschrift notiert ist und darunter eine sauber geschriebene fünfzeilige Bildlegende.
Stand: Mai 2005 [GF]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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