3.122.1.1 - Wabern, Gesamtanlage von Schloß und Garten, Entwurf, Lageplan und Grundriß



3.122.1.1 - Wabern, Gesamtanlage von Schloß und Garten, Entwurf, Lageplan und Grundriß


Inventar Nr.: Marb. Dep. II, 403
Bezeichnung: Wabern, Gesamtanlage von Schloß und Garten, Entwurf, Lageplan und Grundriß
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1720
Geogr. Bezug: Wabern
Technik: Feder in Braun, grau, graugrün, rot und blau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "IHS" mit Kreuz im H, darunter "VILLEDARY" (zweimal); Krone über Wappen mit Lilie, darunter "LVG"
Maße: 65,1 x 154,6 cm Höhenmaß im unbeschädigten Bereich, Breite etwa in der Mitelachse (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: in der Darstellung: Benennung der Örtlichkeiten (Feder in Braun, Graphit)
verso: "AbRieß von / Wabern"; "Waaber, mit / d baumgart."; "IV e No. 2."; "11" (Feder in Braun)
verso: "Plan von Wabern / mit dem Garten" (Graphit)


Katalogtext:
Der großformatige Plan zeigt die ab 1701 entstandene Anlage von Wabern (Pessenlehner 1960; Nelke 1992) in einem frühen Planungsstadium, wie sowohl aus der Form der Gartengestaltung wie auch aus dem auf einem seitlich angefügten Papierstreifen dargestellten Erweiterungsprojekt hervorgeht.
Der ursprünglich vorgesehene Umfang der Anlage ist auf dem etwas breiteren Teil mit hellerer Papierqualität wiedergegeben. Demnach war zunächst daran gedacht, die Breite des Gartens an der des Schloßbaus mit den beiden Flügelbauten zu orientieren. Gebäude und Garten sollten vollständig von einer Mauer umschlossen werden, an deren einer Längsseite ein Haus, wahrscheinlich die Orangerie, plaziert ist. Im Garten sind im Parterrebereich jeweils vier von Buchs gefaßte Flächen wechselnd um Wasserbecken und kleine Plätze gruppiert. Den Übergang zur Boskettzone markiert ein sehr viel größeres Rechteckbecken mit zwei halbkreisförmigen Ausbuchtungen.
Der Papierstreifen mit dem Erweiterungsprojekt ist so montiert, daß er die hier verlaufende Umfassungsmauer überdeckt. Ein "Canal 50 schu breit" umfaßt den aus sechs rechteckigen Feldern "Küchenlandt" bestehenden Bereich mit abschließenden Baumreihen. Am anderen Ufer des Kanals ist eine Folge aneinandergereihter Häuser zu sehen. Die dort wie an anderen Stellen des Erweiterungsvorschlags sichtbaren Beschriftungen, Ergänzungen und Korrekturen in Graphit scheinen später notiert worden zu sein.
Die Zeichnung blieb unvollendet; so finden sich etwa von den Bäumen im Bereich des großen Beckens lediglich die Stämme. Der nachträglich angefügte Teil wirkt in seiner stellenweise eher flüchtigen Darstellung und Lavierung provisorisch.
Auch wenn unklar ist, ob der Plan in dieser Form umgesetzt wurde, kommt ihm eine erhebliche Bedeutung für die Baugeschichte von Schloß und Garten Wabern zu, die bislang übersehen bzw. unzutreffend eingeschätzt worden ist (vgl. die irrtümliche Datierung bei Balsam 1989, S. 324). Die Gartenanlage weist deutliche Verwandtschaft und Übereinstimmungen im Detail mit dem als "Marburger Deckblatt" bezeichneten Idealplan der Karlsaue in Kassel auf (StAM Best. A 15; vgl. Rohde 2004, S. 25-27, Abb. 10a u. b). Da dieser um 1705 datiert wird, läßt sich das vorliegende Blatt ebenfalls in diese Zeit einordnen. Damit kann es der ersten, von holländischen Einflüssen geprägten Planungsphase der Anlage zugeordnet werden, die ab 1733 grundlegend verändert wurde (vgl. StAM P II 12774; Bleibaum 1926, S. 33; Karlshof 1986, Abb. S. 9; Löwenstein 1991, S. 38-40).
Stand: August 2007 [GF]


Literatur:
Balsam 1989, S. 324, Abb. 365


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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