3.44.2.1 - Hanau, Entwurf zum Neustädter Rathaus, Grundriß



3.44.2.1 - Hanau, Entwurf zum Neustädter Rathaus, Grundriß


Inventar Nr.: GS 15536
Bezeichnung: Hanau, Entwurf zum Neustädter Rathaus, Grundriß
Künstler: Jacob Friedrich Heerwagen (1747 - 1824)
Datierung: um 1725
Geogr. Bezug: Hanau
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau und hellbraun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Krone über Wappen mit Lilie und "C & I HONIG"
Maße: 52,1 x 34,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: verso: "Hb 22 a"; "Q" (Graphit)


Katalogtext:
Das Blatt ist in dem Inventarvermerk des Kasseler Kupferstichkabinetts aus der Zeit um 1930 als "2 Grundrisse eines Wohnhauses in den oberen Stockwerken“ verzeichnet (Aktenordner "ANSICHTEN hessischer Staedte und Doerffer“ (sic), mhk, Graphische Sammlung, Blatt Hb 22, a-n; hier Buchstabe i) und auch von Schuchard noch als unbekanntes Gebäude mit Treppenhausvorbau angesehen worden. Tatsächlich zeigt das Blatt die Grundrisse des Erdgeschosses und eines Obergeschosses des Neustädter Rathauses in Hanau, das 1725-1733 von Christian Ludwig Hermann errichtet wurde (zum Rathaus vgl. Winkler/Mittelsdorf 1897, S. 200-206; Dielmann 1966; Wolf 1988, S. 458-463).
In der unteren Blatthälfte ist das Erdgeschoß zu sehen, in dem seitlich des Vestibüls die Ratsstube und das Kommissionszimmer (links) sowie die Räume der Bürgerwacht, die von der zum Platz hin offenen Vorhalle zu erreichen waren, lagen (vgl. den Grundriß mit den entsprechenden Angaben in der Chronik von Georg Friedrich Dhein, 1738; Wolf 1988, S. 461 u. Abb. 13). Die dreiläufige Treppe befindet sich auf der dem Portal gegenüberliegenden Seite des Mittelflurs; ihre Absätze sind in einem Anbau angeordnet. Die Treppe führt im ersten Obergeschoß, das in der oberen Blatthälfte gezeigt ist und durch eine strikt symmetrische Grundrißdisposition auffällt, auf einen breiten Flur, von dem schmalere Teile im rechten Winkel nach beiden Seiten abzweigen. Auf der Gebäudevorderseite liegt der von seitlichen Räumen flankierte große Ratssaal, auf der Rückseite je zwei weitere Zimmer.
Diese Grundrißaufteilung entspricht in den wesentlichen Teilen der Ausführung, die in der Chronik von Dhein wie auch, unter Einschluß einiger späterer Veränderungen, bei Winkler/Mittelsdorf überliefert ist (Wolf 1988, S. 461 u. Abb. 13; Winkler/Mittelsdorf 1897, Abb. 131), zeigt aber im einzelnen zahlreiche Abweichungen. So fallen dort etwa die dünneren Innenwände auf, was auf Fachwerk anstelle des nach GS 15536 vorgesehenen Mauerwerks schließen läßt. Auch scheint die Ratsstube im Erdgeschoß bescheidener ausgefallen zu sein, als in der vorliegenden Zeichnung mit der symmetrisch konzipierten Wand zum Mittelflur zu sehen ist. Vereinfacht wurden offensichtlich auch die Anordnung der Ofenkammern und der Öfen, deren anspruchsvolle diagonale Positionierung sich im Palaisgrundriß GS 15529 wiederfindet.
Somit ist es, wie bei dem Aufriß GS 15535, eher unwahrscheinlich, daß es sich bei dem Blatt um eine Bauaufnahme handelt, sondern vielmehr um einen Entwurf in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Baubeginn 1725 oder auch um eine etwas idealisierte Variante.
Die Darstellungsweise des Grundrisses entspricht in der zeichnerischen Qualität, der Art der Lavierung und spezifischen Details oder der Form und Anordnung des Maßstabs sehr genau der Folge von Entwürfen für städtische Privatbauten und Möbel (GS 15526 - GS 15537 u. GS 15813), die von einem oder zwei bislang unbekannten Zeichnern um 1730-1750 in einheitlicher Darstellungsweise angefertigt wurden. Der Urheber des Grundrisses gehört sicherlich in den nahen Umkreis dieser Zeichnungsgruppe oder könnte mit deren Zeichner sogar identisch sein.
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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