11.11.5.9 - Entwurf für einen Tisch, Seitenansicht, Schnitt (Kopie?)

Katalogtext:
Die auf Transparentpapier aufgebrachte Federzeichnung, die möglicherweise von einer Entwurfszeichnung abgenommen und in der vorliegenden Form für eine Publikation gedacht war, unterstreicht abermals Wilhelm Lüers Vorliebe für die mehrteilige Stützenkonstruktion eines Möbels. Bei dem vorliegenden Tisch verwendete Lüer ein diagonal angeordnetes Stützensystem, bei dem die Beine über Kreuz angeordnet sind und die ausgestellten Fußleisten gleichsam einer ausgeführten Auflagekonstruktion unter der Tischplatte entsprechen. Vorbildhaft für dieses System ist das Faltprinzip der zerlegbaren, spätgotischen Tische.
Zur Darstellung der Konstruktion wird der Tisch in Seitenansicht und in zwei Schnitten gezeigt, die den unteren (rechts) sowie den oberen Teil (links) abbilden. Die Tischbeine sind als kannelierte Säulen mit mittelalterlichen Knospenkapitellen ausgeführt, denen die über Kreuz gesetzten, schrägen Hölzer mit der geschwungenen Umrißlinie unterhalb der Zarge aufliegen. Diese wie Kopfbänder in einer Fachwerkkonstruktion verwendeten Hölzer bilden in der Seitenansicht eine Maßwerknase als Negativform aus, die den neogotischen Stilcharakter des Möbels betont. Die runde profilierte Tischplatte sitzt auf einer quadratischen Zarge, deren Gestaltung ebenfalls am mittelalterlichen Fachwerkbau orientiert ist und wie die Füllbretter einer Fachwerkfassade mit dem Motiv der Schiffskehle dekoriert ist.
Stand: August 2007 [MH]