2.12.2.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf für ein "Ananashaus" im Treibereigarten, Grund- und Aufriß, Querschnitte



2.12.2.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf für ein "Ananashaus" im Treibereigarten, Grund- und Aufriß, Querschnitte


Inventar Nr.: SM-GS 1.3.998
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf für ein "Ananashaus" im Treibereigarten, Grund- und Aufriß, Querschnitte
Künstler: Heinrich Ludwig Regenbogen (1802 - 1885), Zeichner/-in
Datierung: um 1835
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, braun, rosa, blau und ocker laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "C & I HONIG"
Maße: 36,5 x 51,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "F."
Beschriftungen: oben mittig: "Neu zu erbauendes Ananashaus im Treibereigarten zu / Wilhelmshöhe" (Feder in Schwarz)
verso: "S. 10, (Marstall)" (Graphit)
verso: "N = 1" (Rotstift)


Katalogtext:
Im Zuge der umfangreichen Umgestaltungen im Bereich des Marstalls und der Wirtschaftsgebäude wurden unter Kurfürst Wilhelm II. 1822 auch die unterhalb davon gelegenen Treibhäuser abgebrochen und zum größten Teil im neuen Obstgarten unter dem Lindenberg neu aufgebaut. Entlang der Nordmauer dieses Gartens errichtete man nun "Häuser für Zwetschen, Feigen, Kirschen und Ananas. Dort waren sie vor den Nordwinden durch den Rücken des Lindenbergs gesichert und konnten die Sonne ungestört auffangen" (Paetow 1929, S. 55). Zwei Zeichnungen von Hofbaukondukteur Friedrich Burkhard Ritz aus dem Jahr 1830 zeigen diese neue Treibhausanlage (Potsdam, SPSG, Plankammer, Inv.Nr. 20589 u. 20590). Teil dieses Komplexes war auch ein kleines Ananashaus, das aber offensichtlich als ungenügend betrachtet wurde.
Am 12. Februar 1835 richtet deshalb der Wilhelmshöher Hofbaumeister Regenbogen eine Eingabe an die Kurprinzliche Hofbau-Direktion mit "Kostenanschlägen und Baurissen über die im Treibereigarten zu Wilhelmshöhe erforderliche Erbauung eines Geschirrschoppens und Ananashauses zur Prüfung" (StAM Best. 7b 1, Nr. 417). Die sorgfältig lavierte Zeichnung "Neu zu erbauendes Ananashaus im Treibereigarten zu / Wilhelmshöhe", die Grundriß, Aufriß und zwei Schnitte auf einem Blatt vereint, gehörte offensichtlich zu Regenbogens Kostenvoranschlag. Im Gegensatz zu den hölzernen Gewächshauskonstruktionen Jussows (vgl. GS 6292 u. GS 6309) wird hier ein langgestrecktes Gebäude aus Stein präsentiert, dessen Mitte durch das zweiflügelige Portal mit Lünettenfenster und die Attika über dem rückseitig angebauten Raum besonders hervorgehoben wird. Pflanzvasen auf der Grundmauer akzentuieren die Ecken des Baues. Im Grundriß wird deutlich, daß das gesamte Gebäude bis auf die Fensterfront aus Stein errichtet werden sollte, ein Rückgriff auf den klassischen Orangerie-Typus.
Die Schnitte durch die im Grundriß markierten Linien "A" und "B" erläutern die innere Einrichtung des Gebäudes. Das niedrige Pultdach-Gewächshaus enthielt - speziell auf die Bedürfnisse der Ananaspflanzen zugeschnitten - eine schräge Stellage hinter dem umlaufenden Gang mit den Heizungskanälen, und tatsächlich keine Gänge hinter den Pflanzkästen, wie Ruhl moniert. Kleine Regalbretter direkt am Fenster konnten weitere Kleinpflanzen aufnehmen. Der im Zentrum der Anlage ausgegrenzte Raum enthält die tiefer gelegte Heizung, die sowohl von vorne als auch von dem hinteren Raum aus über Treppenstufen zugänglich war. Der rückwärtig angelegte Raum sollte demzufolge als Lagerraum für Heizmaterial und technisches Gerät dienen.
In der Antwort des Hofbaudirektors Ruhl vom 26. März 1835 fordert dieser jedoch "ein anderweites Projekt und Anschlag aufzustellen, namentlich ist in dem beigefügten Plan der Gang hinter dem Ananaskasten vergessen, wodurch ein Begießen der zunächst der Mauer stehenden Pflanzen unmöglich oder doch wenigstens in höchstem Grad beschwerlich wird" (StAM 7b 1, Nr. 417). Der revidierte Plan von Regenbogen (Potsdam, SPSG, Plankammer, Inv.Nr. 20593) zeigt nun ein einfaches Glashaus, das in vier Kompartimente unterteilt ist und die geforderten Gänge enthält. Ein von Ruhl und Regenbogen abgezeichneter Kostenvoranschlag vom 29. März 1835 beinhaltete demgemäß die Erbauung "eines 105 1/2 langen 14 Fuß tiefen Ananashauses im Treibereigarten zu Wilhelmshöhe, mit Anwendung der im hiesigen Vorrath vom Abbruch des alten Feigenhauses befindlichen Baumaterialien" (StAM 7b 1, Nr. 417). Das Protokoll des Geheimen Kabinetts vom 2. September genehmigte diesen Bau für das laufende Jahr. Er wurde direkt im Anschluß an das alte Ananashaus errichtet. Am 28. Dezember 1835 vermeldet Regenbogen die Bepflanzung der vier "Ananas-Stuben" (StAM Best. 7b 1, Nr. 417).
Stand: August 2007 [UH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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