2.3.23.21 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Beletage, Schlafzimmer nach Norden (Raum 52), Dekorationsentwurf für die Fensterwand, Ansicht und Schnitt



2.3.23.21 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Beletage, Schlafzimmer nach Norden (Raum 52), Dekorationsentwurf für die Fensterwand, Ansicht und Schnitt


Inventar Nr.: SM-GS 1.3.879
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Corps de Logis, Beletage, Schlafzimmer nach Norden (Raum 52), Dekorationsentwurf für die Fensterwand, Ansicht und Schnitt
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Zeichner/-in
Datierung: 1822
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Grau, rot, blau, goldbraun und hellgrau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN"
Maße: 32,6 x 41 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit Fuß
Beschriftungen: unten: "Decoration der Fensterwand im Schlafzimmer nach Norden" (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Ruhl" (Feder in Schwarz)
oben rechts: "63" (Farbstift in Rot)


Katalogtext:
Die vorliegende Zeichnung, die sich dem Blatt VSG 1.3.880 zuordnen läßt, zeigt den rundbogigen Wandabschnitt der Apsis in der Beletage des Corps de Logis mit dem parkseitig angeordneten Fenster und der daneben liegenden Ofennische. Drei weitere Fensteröffnungen schließen sich an, von denen die nächstfolgende in der Darstellung hälftig geschnitten ist und zur Verdeutlichung des Fenstergewändes ohne Vorhangdraperie präsentiert wird. Über einer zweifach gestuften Sockelzone erstreckt sich eine hohe, bis zu einem umlaufenden Fries geführte Wandverkleidung aus vermutlich weiß gefaßtem Holz. Die Boiserie besteht aus profilgerahmten Rechteckfüllungen in unterschiedlichen Formaten mit eingetieftem, glattem Spiegel, wobei der Lambris durch ein Gesims mit eingetiefter Mittelzone von der oberen Wandfläche abgesetzt wird. Auf das gefaßte Holz sollte eine Malerei aufgebracht werden, die auf den quadratischen Flächen in Ranken- und Kranzmotiven und auf den hoch gestreckten Rechteckfeldern als symmetrisches, um eine Mittelachse geführtes Motiv erscheint.
Die halbrunde Ofennische, die erst nach einer Planänderung diese Form erhalten hat - in dem Entwurf von Jussow aus dem Zeitraum zwischen 1792 und 1794 (GS 5739) ist sie noch als Rechtecknische eingetragen - sollte mit der Bettnische korrespondieren. Der hier eingestellte Ofen ist wie in anderen Schloßräumen in seiner eigentlichen Funktion nicht erkennbar, sondern erscheint als Sockel für eine Figur, die hier als Flora ausgeführt ist.
Die üppige Vorhangdraperie zeigt ähnlich wie der Bettvorhang eine zeitgemäße asymmetrische Anordnung, wobei der hier dargestellte Farbkontrast wohl als Alternativlösung zu werten ist. Ein roter und ein hellblauer (?) fensterbreiter Vorhangschal sind einander überlappend über ein Gestänge mit mittiger Blüte drapiert, wobei der dominante rote Schal von einer breiten Bordüre und einem geknoteten Fransenbehang gesäumt und seitlich über einen Raffhalter in Rosettenform geschlungen ist. Der hellblaue Schal ist dagegen in einer reduzierten Ausführung mit einer Kordel zurückgebunden und an einem kleineren Raffhalter befestigt. Ähnliche Draperien sind für das Schloß und das Ballhaus bekannt bzw. auch noch erhalten. Es ist davon auszugehen, daß Bromeis auch bei dem vorliegenden Entwurf entsprechende Vorgaben gegeben hat, die von Ruhl dann zeichnerisch umgesetzt wurden.
Wie historische Aufnahmen zeigen, ist eine Wandgestaltung mit vergleichbarer Felderung und ähnlichem Dekor im südlichen Schlafzimmer realisiert worden.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 20.02.2024



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