Kassel-Wilhelmshöhe, Lageplan



Kassel-Wilhelmshöhe, Lageplan


Inventar Nr.: SM-GS 1.3.1072
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Lageplan
Künstler: Johann Wilhelm Haack (1728 - 1795), Zeichner/-in
Datierung: 24.06.1764
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Grapphit, Feder in Schwarz, grau, hellrot und grün laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 96,3 x 47,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "K. Ruthen"
Beschriftungen: unten links: "Das Schloß / Weißenstein." (Feder in Schwarz)
unten links: "d. 24t Juny 1764." (Feder in Schwarz)
unten links: "Haack" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die in das Jahr 1764 datierte großformatige Darstellung von Schloß und Park Weißenstein zeigt die Anlage im Zustand vor den ersten Veränderungen durch Landgraf Friedrich II. Der frühe Entstehungszeitpunkt macht den besonderen Wert dieses Lageplans aus, der bislang zu wenig Beachtung gefunden hat. Da die Planungen für Veränderungen nachträglich in Graphit in die Zeichnung eingetragen wurden, ist davon auszugehen, daß VSG 1.3.1072 den 1764 vorgefundenen Bestand wiedergibt (vgl. Hannwacker 1992, S. 287, Anm. 661).
Gezeigt wird der zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr umfangreichen Bezirk um das dreiflügelige Renaissanceschloß mit den südlich und westlich davon liegenden Gartenbereichen, den sechs Teichen sowie den im Norden noch unmittelbar an Schloß und Garten anschließenden Flächen der Baumschule und der Kälberwiese. Angrenzend an das westliche Parterre befindet sich der Schneckenberg, der spätere Apolloberg. An seinem südöstlichen Abhang erstreckt sich eine Boskettzone mit variationsreich gestalteten Kabinetten. Als südliches Pendant befindet sich in erhöhter Lage ein kreisförmiger Platz, der weitgehend von einem Graben umgeben ist. Hier befand sich später zunächst ein kleines Bassin (vgl. Holtmeyer 1910, Taf. 126, Nr. 17), später der Tempel der Kalypso (vgl. GS 18298; Holtmeyer 1910, S. 286, Taf. 126). Im Nordosten des Schlosses findet sich, ohne direkten Zusammenhang mit dem Garten, eine Schneckengrube.
Besondere Aufmerksamkeit verwandte der Zeichner auf die Wiedergabe der am Westrand des Blumengartens gelegenen Partie mit den "weißen" Steinen, der die Anlage ihren Namen verdankt (vgl. Holtmeyer 1910, S. 281). Zusammen mit einer dort aufgestellten Sitzbank ist sie in perspektivischer Darstellung gezeigt, wie sonst nur die zwei Skulpturen und die Bäumchen der Parterres. Durch die Wiederholung der Ansicht in vergrößerter Form neben der Rocaillekartusche wird diesem Ort ein besonderer Stellenwert verliehen. Hinter ihm sind der Südflügel und das parallel dazu stehende Gebäude am südlichen Gartenrand angedeutet.
In die Bestandsaufnahme sind in Graphit Planungen zur Veränderung vor allem des Abhangs östlich des Schlosses und südlich des Blumengartens bis hin zu den Teichen eingezeichnet. Hier waren regelmäßige Wege und Plätze vorgesehen, die teilweise auch in dieser Form ausgeführt wurden (vgl. GS 18298 u. VSG 1.3.857). Zwischen dem westlichsten der Teiche und dem späteren Tempel der Kalypso kennzeichnet eine dünn eingetragene Schlängellinie die Idee für den dann hier angelegten Wasserlauf des Styx.
Besondere Beachtung verdient der Bereich mit dem das Rasenparterre im Westen abschließenden großen Wasserbecken und der sich anschließenden von Bewuchs frei gehaltenen und mit Bäumen gefaßten Achse, die zu den Kaskaden führt. Das Bassin hat eine Dreipaßform, im Gegensatz zu allen späteren Darstellungen, die einen Vierpaß zeigen (vgl. GS 18298 u. VSG 1.3.857). Demnach weist das Becken noch seine wahrscheinlich bereits zwischen 1713 und 1718 unter Landgraf Karl entstandene Form auf (in der Literatur wird oft irrtümlich vom Vierpaß als Ursprungsform ausgegangen; vgl. Heidelbach 1909, S. 132 u. 180; Holtmeyer 1910, S. 283; Hannwacker 1992, S. 288f.; Tieze 2004, S. 38; anders dagegen Paetow 1929, S. 27). Die Darstellung der großen Achse ist als ein Indiz dafür zu werten, daß diese bereits vor der Regierungszeit Landgraf Friedrichs II. vorhanden war (vgl. Heidelbach 1909, S. Hannwacker 1992, S. 288f.).
Über den signierenden Zeichner liegen bisher keine Informationen vor; möglicherweise handelt es sich um den Kapitän Johann Wilhelm Haack, der als Angehöriger der Artillerietruppe zur Anfertigung eines Bestandsplans fähig gewesen wäre (HHCSAC 1764, S. 70; Has 1913, S. 695).
Stand: August 2007 [GF]


Literatur:
Holtmeyer 1913, S. XX, Abb. 4; Hannwacker 1992, S. 287, Anm. 661; Becker/Karkosch 2007, S. 64, Abb. 51


Letzte Aktualisierung: 02.11.2016



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