12.17.3.1 - Studie eines überkuppelten Zentralbaus, Schnitt



12.17.3.1 - Studie eines überkuppelten Zentralbaus, Schnitt


Inventar Nr.: GS 12548
Bezeichnung: Studie eines überkuppelten Zentralbaus, Schnitt
Künstler: Charles Louis Du Ry (1771 - 1797), Zeichner/-in
Datierung: 1797
Geogr. Bezug: Rom
Technik: Feder in Schwarz, rosa und grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J HONIG / & / ZOONEN"
Maße: 44,3 x 59,4 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fuß"
Beschriftungen: oben links: "Lit: D." (Feder in Rot)
unten rechts: "C: L. Du Ry inv: et fec: / Romae 1797." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die aus fünf Kassettenreihen gestaltete Kuppel mit Opaion und gestuften Außenringen sowie die Maßverhältnisse weisen den Entwurf für einen kreisförmigen Zentralbau als Ableitung vom Pantheon und möglicherweise auch vom Kuppelsaal in den licianischen Gärten aus (Katalog Kassel 1986/1, S. 93, Nr. 10k). Ebenfalls dem Pantheon entnommen ist das Motiv der freistehenden Säulen in Nischen, die hier rundbogig geschlossen sind. Das Gebälk, das der Grundrißform folgend leicht gebogen ist, hat über dem Architrav einen Figurenfries mit Tropaia schmückenden Niken (?). Der Fries dient als Brüstung für einen Umgang, über dem ein weiterer - wie auch beim Pantheon bereits in der Kuppelzone - verläuft. Insgesamt weist der Entwurf die für die Zeit charakteristische gedrungen-wuchtige Erscheinung auf, die durch Reduzierung auf Grundformen und weitgehenden Verzicht auf Ornamentik hervorgerufen wird. Die Verwendung dorischer Säulen spiegelt dabei die Auseinandersetzung der Architekten des späten 18. Jahrhunderts mit der wiederentdeckten griechisch-dorischen Architektur wider. So findet sich die Verbindung des Pantheonmotivs mit dorischen Säulen etwa bei Weinbrenners frühen Kirchenentwürfen von 1791/92 (Valdenaire 1926, S. 17, Abb. 2-5 u. 9-10).
Die sorgfältige Zeichenweise und die grau lavierte Rahmung lassen darauf schließen, daß dieser Entwurf - ebenso wie der zu einem Landhaus aus dem selben Jahr (GS 5543) - für die Ausstellung der Kasseler Akademie im Jahr 1797 vorgesehen war. Auch bei dem Entwurf für ein Landhaus stand eine Pantheon-Adaption im Mittelpunkt der planerischen Überlegungen.
In der "Designation der Zeichnungen, welche vom verstorbenen Architect Carl Du Ry in Rom und auf seinen Reisen verfertigt sind, und von seinen Erben der Academie zum Andencken verehrt worden", findet sich unter der Nummer 29 "ein illuminirter getuschter Tempel. a. Rom 97" (Marb. Dep. II, 413.7). Wahrscheinlich ist damit das vorliegende Blatt gemeint.
Die Schnittdarstellung wurde von Conrad Wilhelm Rudolph im Rahmen seiner Ausbildung an der Kasseler Kunstakademie nachgezeichnet (StAM P II 3594, 3), ebenso zwei Aufrisse des Äußeren, das einen am Pantheon orientierten Rundbau mit dorischem Giebelportikus zeigt. Auf beiden letztgenannten Zeichnungen ist Charles Louis Du Ry eigens als ursprünglicher Planverfasser erwähnt ("C. L. Du Ry inv:"). Von der Seitenansicht existiert eine weitere Wiederholung, die Johann Conrad Bromeis 1803 ebenfalls während seiner Ausbildung an der Akademie anfertigte (GS 12558; vgl. Katalog Kassel 1988/1, S. 26, Nr. 2; Katalog Kassel 1986/1, S. 94f.), aus der die große Wertschätzung der Zeichnungen Du Rys deutlich wird.
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
Katalog Kassel 1986/1, S. 93, Nr. 10k


Letzte Aktualisierung: 14.08.2019



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