3.28.2.1 - Frankenberg, Liebfrauenkirche, Bauaufnahme, Grundriß



3.28.2.1 - Frankenberg, Liebfrauenkirche, Bauaufnahme, Grundriß


Inventar Nr.: GS 13383
Bezeichnung: Frankenberg, Liebfrauenkirche, Bauaufnahme, Grundriß
Künstler: Georg Rudolph (1813 - 1897), Zeichner/-in
Datierung: um 1830
Geogr. Bezug: Frankenberg (Eder)
Technik: Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: nicht ermittelbar
Maße: 52 x 36,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: unten mittig: "Grundriss der Frankenberger Kirche." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "G. Rudolph." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Blatt I." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die Grundrißgestalt der Frankenberger Liebfrauenkirche läßt den Bezug auf den Bau der Marburger Elisabethkirche unmittelbar deutlich werden, der seinerseits an den französischen Kathedralbauten der Hochgotik orientiert war und für die Entwicklung des Kirchenbaus im deutschsprachigen Raum stilbildend wirkte. Die dort ausgeprägte Form einer Dreikonchenanlage, mit drei vom Vierungsquadrat ausgehenden Bauteilen, die gleichartig mit einem Vorjoch und einem polygonalen Schluß in 5/10-Struktur gestaltet sind, wurde indes abgewandelt, indem man den polygonalen Schluß vereinfachte und den Chor nachträglich um zwei zusätzliche Joche verlängerte. Diese verlängerte Chorform könnte auf eine Planänderung zurückzuführen sein, in deren Folge die Errichtung einer Doppelturmfront in Anlehnung an das Marburger Vorbild aufgegeben und der Einzelturm in das Langhaus eingestellt wurde. Der Eindruck eines verkürzten Kirchenraums konnte durch die Verlängerung im Osten ausgeglichen werden.
In der Nummernabfolge des umfangreichen, von Schülern der Kasseler Akademie angefertigten Konvoluts mit Bauaufnahmen der Frankenberger Kirche steht der von Rudolph gezeichnete, mit einem Rahmenstrich versehene Grundriß an erster Stelle. Dehn-Rotfelser fertigte für seine Publikation im Juli 1866 einen weiteren Grundriß an (L GS 7913), dem diese Aufnahme von Rudolph sowie eine weitere von Friedrich Hoffman zugrunde liegt.
Der wesentliche Unterschied zwischen dem vorliegenden Grundriß und dem von Dehn-Rotfelser scheint zunächst in den unterschiedlich abgebildeten Gewölbekonstruktionen zu bestehen, die Rudolph mit durchgezogenen Linien, Dehn-Rotfelser dagegen in gestrichelter Form ausführte. Die feine Strichführung, die in diesen Bereichen notwendig ist und bei durchgezogenen Linien möglicherweise zu einer unregelmäßigen Darstellung im Druck geführt hätte, mag die Entscheidung von Dehn-Rotfelser beeinflußt haben. Im genauen Vergleich lassen sich dann jedoch weitere Abweichungen feststellen. So legte Dehn-Rotfelser bei den zweigeschossigen Mauerabschnitten mit einer Portal- bzw. Türöffnung und einem darüber anordneten Fenster zwei verschiedene Schnittebenen an. Zeichnerische Schwächen zeigt der Grundriß von Rudolph bei der ungenau differenzierten Darstellung von Portal- und Fenstergewänden sowie bei den Wandvorlagen. Die Darstellung der Chorstrebepfeiler von Dehn-Rotfelser weist zudem einem Unterschied zwischen Sockelzone und Pfeiler aus, den Rudolph offenbar nicht festmachen konnte.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Dehn-Rotfelser 1882, S. III


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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