11.1.1.1 - Entwurf für einen Dreiflügelbau, Aufriß



11.1.1.1 - Entwurf für einen Dreiflügelbau, Aufriß


Inventar Nr.: L GS 15159
Bezeichnung: Entwurf für einen Dreiflügelbau, Aufriß
Künstler: Mollat (tätig Mitte d. 19. Jh.), Zeichner/-in, fraglich
Datierung: 1850-1853
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1850"
Maße: 37,1 x 74,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "Bl. 337." (Feder in Rot)
unten rechts: "Moll[a](t) Schüler der Akademie gestorben im Mai 1853" (Graphit)


Katalogtext:
Das aus dem Nachlaß Wolff stammende Blatt präsentiert den unvollendeten Aufriß eines dreiflügeligen Gebäudes. Einer nachträglichen (?) Notiz am rechten unteren Rand zufolge hat ein Schüler der Kasseler Akademie namens Mollat die Zeichnung im Jahr 1853 angefertigt. Die Datierung wird durch die Jahreszahl 1850 des Wasserzeichens der Papiermühle "J WHATMAN" bestätigt, das es ermöglicht, die Datierung auf den Zeitraum zwischen 1850 und 1855 einzugrenzen.
Es handelt sich hier offensichtlich um eine an der Kasseler Bauakademie ausgeführte Arbeit, die von Johann Heinrich Wolff als Aufgabe an seine Schüler verteilt wurde. Welche Funktion das Gebäude übernehmen sollte, kann anhand des Aufrisses nicht erschlossen werden. Die mehrflügelige Anlage, deren Fassade eine von Säulen gerahmte Fenstergliederung prägt, reflektiert eine repräsentative Architektur, die auf eine fürstliche Residenz hindeutet.
Die zweigeschossige Fassade wird im Sockelgeschoß durch eine Quaderrustika gegliedert, in die hohe Rechteckfenster mit konsolgestützter Horinzontalverdachung eingesetzt sind. Darüber erhebt sich das glatt verputzte Mauerwerk der Beletage mit ihrer prägenden Säulenstellung. Das Gebäude wird nach oben hin von einer breiten Attika abgeschlossen, die als Vorzeichnung verblieben ist. Im Bereich des fünfachsigen Mittelrisalits, der den Eingangsbereich akzentuiert, sind der Attika Figuren vorgesetzt und die Säulenachsen damit betont. Die Risalitgliederung setzt sich an den fünfachsigen Schmalseiten der Seitenflügel fort und erreicht so eine gestalterische Verbindung zum Mittelbau. Das strenge klassizistische Gliederungsschema, das für die Zeit recht veraltet wirkt, sollen bauornamentale Details an den Fenstern mildern. So sind im Bereich des Mittelbaus geschweifte Fenstergiebel mit Akroteren und an den Schmalseiten der Flügelbauten Relieffelder zwischen Sohlbank und Gurtgesims ausgeführt. Die Treppenwangen laufen in hohen Sockeln aus, die als Standort für Löwenbändiger-Skulpturen vorgesehen sind.
Die Aufrißgestaltung ähnelt dem Entwurf von Johann Daniel Engelhard für die Chattenburg, der seinerseits Teilaspekte der Planungen Jussows rezipiert. Vergleichbar ist die 23achsige Schauseite der mehrflügeligen Anlage, deren Mittelbau von einem fünfachsigen, übergiebelten Mittelrisalit betont wird, der sich giebellos und auf drei Achsen reduziert an den Schmalseiten wiederholt. Über dem rustizierten Sockelgeschoß erhebt sich der Bau bei dem vorliegenden Schülerentwurf allerdings nur eingeschossig. Dagegen könnten die breite Freitreppenanlage, die auf den Eingang zuführt, und die von Figuren geschmückte Attika auch von einer Auseinandersetzung mit dem Engelhard-Entwurf herrühren. Möglicherweise hatte Johann Heinrich Wolff seinen Schülern die Verbesserung des Entwurfs seines Konkurrenten Engelhard als Aufgabe gestellt. Da er an den Planungen zu einem neuen Residenzschloß selbst beteiligt war, ist davon auszugehen, daß er über die Entwürfe seiner Kollegen informiert war.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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