1.21 Meßhaus


Die 1762 erfolgte Einrichtung einer zweimal jährlich jeweils 14 Tage andauernden Messe in Kassel war eines der zentralen Anliegen Landgraf Friedrichs II. beim Versuch, Wirtschaft und Handel des Landes zu beleben (Katalog Kassel 1979, S. 29, 178f., Nr. 130; zum Gebäude vgl. auch Holtmeyer 1923, S. 592-596). Für die Messe entstand ab 1762 zwischen Karls-, Wilhelms- und Königsstraße eine größere Baugruppe, die Simon Louis Du Ry in mehreren Bauabschnitten bis Ende der 70er Jahre errichtete. In dem Gebäudekomplex waren auch das Commerzien-Collegium und die Gesellschaft des Ackerbaues und der Künste untergebracht. Zur Königsstraße hin umfaßte eine Dreiflügelanlage den "Meßplatz", dessen Bebauung mit einem Pack- und Speditionshaus sowie einem vierten Flügel an der Königsstraße man bereits um 1775 in Erwägung zog. Gebaut wurde jedoch lediglich um 1786/87 von Du Ry ein Pavillon zur Aufnahme der Meßwaage.
Der 1809 errichtete neue Flügel an der Königsstraße war einer der wenigen Bauaufträge, die Jussow in der Zeit des Königreichs Westphalen ausführte. Es handelte sich um ein verputztes Fachwerkgebäude (vgl. GS 6313), dessen kurze Bauzeit den Zeitgenossen besonders erwähnenswert erschien. Die in der Literatur erwähnte Mitarbeit des "Bauconducteur Jahn aus Berlin" (Garküche 1814, S. 28; Vogel [Katalog Kassel 1958, S. 35] nimmt unter Bezug auf Nagler 1835-1852, Bd. 6, S. 511, irrtümlich die Mitwirkung weiterer Beteiligter an) dürfte sich auf die ausführenden Arbeiten beschränkt haben; die vier Entwurfszeichnungen können jedenfalls Jussow zugeordnet werden und auch die Beschriftung stammt von ihm.
Das Meßhaus wurde 1904 für den Neubau des Rathauses abgebrochen.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [GF]




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