1.26 Justizgebäude


Das Justiz-, zugleich auch Regierungsgebäude in Kassel entstand zwischen 1876 und 1880 als hoch aufragende Vierflügelanlage von 115 x 94 m auf der Fläche des 1811 abgebrannten Kasseler Stadtschlosses am Schloßplatz. Der Bau wurde im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und zugunsten eines neuen, an gleicher Stelle 1961 eingeweihten Sitzes der Kasseler Bezirksregierung abgebrochen. Seine Baugeschichte ist bis heute nur unzureichend aufgearbeitet, so daß auch die Beteiligung von Hugo Schneider an Bau und Ausstattung noch nicht abschließend geklärt ist.
Im Nachlaß Schneider sind drei Blätter zur Innendekoration des Kasseler Justizgebäudes erhalten, von denen zwei farbig angelegt und datiert sind (vgl. L GS 12326 u. L GS 12327). Sie entstanden im Abstand von 13 Jahren. Außerdem ist noch eine Graphitskizze für eine Lünette im Justizgebäude erhalten, die Holzfäller bei der Arbeit zeigt. Das Blatt ist rückseitig numeriert, mit Maß- und Preisangaben versehen und trägt - wie drei weitere Zeichnungen mit Betenden und eine Zeichnung einer Mutter mit Kind - den Stempel "G. E. Vollmannsche Buchhandlung (C. Preuss) Cassel, Carlsplatz 2".
Neben Hugo Schneider zeichnete auch Hermann Knackfuß (1848-1915) für den Dekorationsentwurf verantwortlich. Knackfuß hatte von 1869 bis 1874 an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert, wo er Schneider bereits hätte kennenlernen können. Nach einem längeren Studienaufenthalt in Rom wurde Knackfuß 1880 an die Kasseler Akademie berufen und schuf zahlreiche Historiengemälde und Entwürfe zu Deckengemälden von öffentlichen Gebäuden. Sie waren zumindest bis Anfang der 1890er Jahre in überaus realistischer, auf kostümgeschichtliche Details großen Wert legender Malweise ausgeführt, bevor sich Knackfuß gegenüber impressionistischen Einflüssen öffnete. Es steht zu vermuten, daß Knackfuß vor allem die Wandbilder, Schneider aber deren architektonisch-ornamentale Rahmung zu verantworten hatte (Thieme/Becker 1907-1950, Bd. 20, S. 560f.).

Stand: September 2007 [LK]




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