1.30 Polytechnikum


Mit Erlaß vom 7. August 1832 wurde in Kassel eine Polytechnische Schule gegründet, die das ehemalige Gouvernementsgebäude am Martinsplatz 2 zugewiesen bekam. Erster Direktor war Friedrich Wöhler, der 1836 durch Wilhelm Bunsen abgelöst wurde (Heidelbach 1957, S. 253f.). Da die Räumlichkeiten in dem alten Gebäude etwas beengt waren, gab es von Anfang an Bestrebungen, einen Neubau zu errichten, für den zunächst ein Bauplatz vor dem Kölnischen Tor vorgesehen war (vgl. die Akten StAM Best. 53a, Nr. 1067). 1834 brachte Kassels Oberbürgermeister Schomburg in der Ständeversammlung mit Hinweis auf die 1825 in Karlsruhe errichtete Gewerbeschule den Antrag ein, 37.000 Taler für den Neubau einer Höheren Gewerbeschule zu bewilligen. Die Abgeordneten scheuten aber den Aufwand: "So sehr auch das Beste einer solchen Anstalt, von welcher man für Emporbringung der vaterländischen Industrie die heilsamsten Früchte erwartet, gefördert zu werden verdient, so hielt doch der Ausschuß die bestehende Finanzverlegenheit für zu groß, als das er zu einem so bedeutenden Aufwande seine Zustimmung geben könne" (zit. nach Weber 1982, S. 125). 1836 beauftragte die Oberbaudirektion Oberbaumeister Johann Daniel Engelhard mit einem Entwurf, den dieser im August 1837 vorlegte (Marb. Dep. 242, Marb. Dep. 245; vgl. Schuchard 1979, S. 191). Doch auch diesmal scheiterte das Projekt an den Kosten. Daraufhin wurden 1837 von Oberbaudirektor Johann Conrad Bromeis (Marb. Dep. 240, Marb. Dep. 241a, Marb. Dep. 241b) sowie von den Oberbauräten Adolph Otto Carl Georg Schuchard (Marb. Dep. 246a u. Marb. Dep. 246b) und Johann Conrad Rudolph (StAM 300 P II 13210) weniger aufwendige Entwürfe angefertigt. Aber auch diese konnten nicht überzeugen.
Am 7. Juli 1842 überreichte man dem Ministerium einen diesmal von Johann Heinrich Wolff angefertigten Entwurf (StAM 300 P II 13.209), der aber wiederum als zu kostspielig abgelehnt wurde. Die oberste Kostengrenze wurde jetzt auf 40.000 Reichstaler festgesetzt (Schuchard 1979, S. 191).
Nach einer längeren Denkpause entwarf Bromeis 1850 noch einmal neue Pläne im "Rundbogenstil" (StAM 300 P II 13217/1, 13217/4, 13217/6, 13217/7; vgl. Katalog Kassel 1988/1, Kat.Nr. 64-67), die allerdings wiederum nicht umgesetzt werden konnten. 1851 erhielt Georg Gottlob Ungewitter den Auftrag für einen Entwurf im gotischen Stil, den er zusammen mit dem Direktor der Gewerbeschule Johannes Hehl (David-Sirocko 1997, S. 271ff.) entwickelte. Aufgrund der Bedenken der Oberbaukommission wurde auch dieses Projekt abgelehnt. Erst zu Beginn der 1860er Jahre setzte sich das Ministerium ernsthaft für einen Neubau ein und veranschlagte im Haushalt hierfür 64.000 Taler. Nach weiteren Entwürfen und längerem Hin und Her konnte schließlich der Bau als preußische Provinzialgewerbeschule 1870-1873 nach dem Entwurf von Carl Hindorf, der auch die Bauleitung übernahm, errichtet werden. Die Innenausstattung besorgte Werner Narten, der nach Hindorfs Weggang 1872 auch die Neubauten für das Gewerbemuseum und die gewerbliche Zeichenschule neben der Gewerbeschule verantwortete (Schuchard 1979, S. 191f.).

Stand: Mai 2005 [UH]




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