1.55 Frankfurter Tor


1802 wurde das Frankfurter Tor näher an den Rand der Oberneustadt verlegt. Bis dahin hatte es weiter südwestlich am Ende des Bellevuegartens gelegen und war in eine kleine Befestigungsanlage einbezogen, mit der an dieser Stelle der Zugang zur Stadt gesichert war.
Der neue Standort schloß an den letzten Baublock der Oberneustadt an und lag gegenüber dem Stallgebäude des Bellevueschlosses. Der Verlauf der Stadtmauer wurde geändert und um den Neubau herumgeführt. Vier hohe steinerne Pfeiler mit zwei nebeneinanderliegenden Durchfahrten bildeten die Toranlage.
Im Nachlaß Jussow befindet sich kein Aufriß, sondern nur ein Lageplan sowie Detailskizzen, doch ist das Aussehen des Wachthauses und des Tores durch spätere Darstellungen belegt (Holtmeyer 1923, Taf. 80,1).
Jussow konzipierte ein fast quadratisches eingeschossiges Gebäude mit flachem Zeltdach. Die allseitig dreiachsigen Fassaden waren verputzt und die Ecken mit Quaderung betont. Ein Architrav mit dorischem Kranzgesims umzog den Bau, dessen Hauptfront durch gedrungene dorische Säulen mit glatten Schäften seitlich der Mitteltür akzentuiert war. Die leicht vortretenden Dreiviertelsäulen bildeten mit dem hier vorgezogenen Architrav und dessen Attika ein wirkungsvolles Architekturmotiv mit Anklängen an die "Revolutionsarchitektur". Die dorische Ordnung am Wachthaus wie auch an den vier Torpfeilern folgte der seit der Renaissance gebräuchlichen Zuordnung dieser Säulenordnung zur Befestigungs- und Militärarchitektur.

Tor und Wachthaus wurden um 1880 abgebrochen.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [GF]




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