1.59 Palais Hessenstein


Ein Konvolut von zwölf Blättern betrifft das ehemals in der Königsstraße gelegene Palais Hessenstein in Kassel, das nach der Eigentümerin, der Gräfin von Hessenstein, benannt wurde (nach Holtmeyer 1923, S. 688, war das Gebäude erst ab 1843 im Besitz der Reichsgräfin Caroline von Hessenstein). Der aus dem Nachlaß von Leonhard Müller stammende Bestand ist zu einem großen Teil auf das Jahr 1820 datiert und überwiegend auch von Müller signiert worden. Müller schreibt in seinen Lebenserinnerungen, daß er "mit der Leitung des Bauwesens für die beiden Häuser der gräflichen Familie Hessenstein beauftragt" gewesen sei und von der "Gräfin-Mutter" 1819 eine goldene Schnupftabakdose mit 50 Dukaten und von ihrem Sohn dergleichen mit 100 Dukaten erhalten habe (Müller 1903, S. 23).
Neben zwei Blättern mit Lampenentwürfen (GS 14498, GS 14500) beziehen sich die Zeichnungen auf die Neugestaltung verschiedener Räume. Darunter finden sich Wandfeld- und Türentwürfe für das grüne Eckkabinett, das Zimmer neben dem Spiegelkabinett sowie das Balkonzimmer. Mehrere der Zeichnungen (GS 14435, GS 14436, GS 15996, GS 15997) gehören zu einer Archivalie mit einer Beschreibung der anstehenden Arbeiten im Palais Hessenstein (mhk, Graphische Sammlung, Inv. Hessisches Landesmuseum 250/1924), die ebenfalls Teil des Nachlasses von Müller ist. Eingelegt ist weiterhin ein Blatt mit dem Kostenvoranschlag für ein Prunkbett (GS 15996). Nicht ganz klar ist, ob diese Arbeiten im sog. Palais Hessenstein ausgeführt werden sollten oder im gegenüberliegenden Haus (Obere Königsstraße 4), das ab 1822 dem Grafen Wilhelm von Hessenstein gehörte (Holtmeyer 1923, S. 688), da der beiliegenden Archivalie zufolge die Arbeiten während der Abwesenheit des "Herrn Grafen von Hessenstein" stattfinden sollten. Wilhelm Carl (1790-1867), Graf von Hessenstein, war das zweite gemeinsame Kind des Landgrafen Wilhelm IX. (1743-1821) und seiner Mätresse, Caroline Juliane Albertine von Schlotheim (1766-1847), seit 1811 offiziell Gräfin von Hessenstein. Er war zunächst Militär in österreichischen Diensten. Ab 1813 diente er im Husarenregiment des Erbprinzen von Hessen-Homburg in Fritzlar, bis 1821 die Ernennung zum Kurfürstlichen Hessischen Oberstallmeister erfolgte (Knetsch 1931, S. 156). In diesem Zusammenhang sind der Umzug nach Kassel und die Einrichtung entsprechender Räumlichkeiten denkbar. Allerdings ist ein Teil der Blätter dem entstehungszeitlichen Titel zufolge dem "Palais der Gräfin von Hessenstein" zuzuordnen. Unklar bleibt darüber hinaus die Datierung der Blätter zwei Jahre vor dem Erwerb des Gebäudes durch den Grafen von Hessenstein. In den Archivalien des Hessischen Staatsarchivs Marburg fand sich kein Hinweis auf diese Vorgänge.

Stand: August 2007 [MH]




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