2.4.4 Verbindungsgalerie zwischen Schloß und Theater


Nebengebäude im chinesischen "Geschmack" finden sich in vielen englischen Landschaftsgärten. So ließ Landgraf Friedrich II. um 1780 unterhalb des alten Schlosses Weißenstein ein Dorf im chinoisen Stil errichten, später Mulang benannt (vgl. dazu Temple 1990). Von Jussow sind nur zwei Gebäude überliefert, die dieser Mode folgen: ein Gartenpavillon, der 1806 im Auftrag des Direktors des 2. Departements des Kriegskollegiums und Kabinetskassendirektors Karl Friedrich Buderus von Carlshausen (1759-1819) in Altenhasslau errichtet wurde (im Besitz der Museumslandschaft Hessen Kassel hat sich eine Abschrift eines Briefes erhalten, mit dem Jussow 1804 Buderus von Carlshausen die Präsentationsrisse zu einem "Garten Pavillon und zu einem Back- und WaschHauße" schickte; die Abschrift wurde von Walter Kramm angefertigt; die in dem Schreiben erwähnten Zeichnungen konnten bisher nicht ausfindig gemacht werden), sowie die Verbindungsgalerie zwischen dem Kirchflügel des Schlosses Wilhelmshöhe und dem Theater.
Während der französischen Besetzung Kurhessens ließ der König von Westphalen, Jérôme, ab 1808 nordöstlich des Kirchflügels von Leo von Klenze ein Theater erbauen. Um 1810 wurde dieses Theater vermutlich nach Plänen von Jussow durch "das sonderbare Mittel einer chinesischen Konstruktion", so Klenze, mit dem Schloß verbunden (zit. nach Buttlar 1986, S. 189; Buttlar behauptet ohne Angabe von Quellen, der Verbindungsgang sei von einem Gehilfen Grandjean de Montignys, von Rief, entworfen worden). Bereits 1813 ließ Kurfürst Wilhelm I. die hölzerne, bunt verglaste Galerie nach Mulang versetzen, wo sie 1851 aufgrund ihrer Baufälligkeit abgerissen wurde. Schon Holtmeyer (Holtmeyer 1910, S. 363) hatte vermutet, daß hier ältere, von Friedrich II. stammende Pläne für einen anderen Ort verwirklicht worden seien, da die Galerie nicht die gesamte Strecke zwischen Theater und Kirchflügel ausfülle und derartige Chinoiserien während des Empire eher unüblich waren. Diesen Gedanken haben Buttlar (Buttlar 1986, S. 189) und Temple (Temple 1990, S. 99) aufgenommen und behauptet, daß die Galerie für Mulang errichtet und erst durch Jérôme zwischen den Kirchflügel und das Theater gesetzt wurde.
Die Verbindungsgalerie ist auf den Gartenplänen von Caspar Christoph Schaeffer aus der 'westphälischen' Zeit eingezeichnet. Ein Stahlstich von Wiederhold zeigt sie an ihrem neuen Standort in Mulang (Temple 1990, Abb. 42).
Weitere Zeichnungen zur Verbindungsgalerie befinden sich in Potsdam (SPSG, Plankammer).

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [CL]




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