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12.1.3.1 - Akademieentwurf einer Schloßanlage, Lageplan



12.1.3.1 - Akademieentwurf einer Schloßanlage, Lageplan


Inventar Nr.: GS 16809
Bezeichnung: Akademieentwurf einer Schloßanlage, Lageplan
Künstler: Georg Rudolph (1813 - 1897), Zeichner/-in
Datierung: 1836/37
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 53,5 x 65,3 cm (Blattmaß)
41,7 x 53,5 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "C. F."
Beschriftungen: oben mittig außerhalb der Randlinie: "I." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Rdlph." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Georg Rudolph hatte im Rahmen seiner Ausbildung an der Kasseler Akademie Bauaufnahmen von den gotischen Kirchengebäuden in Frankenberg und Korbach angefertigt, die zum Bestand der Graphischen Sammlung gehören. Der später als Stadtbaumeister tätige Rudolph ist hier mit einer weiteren Studienarbeit faßbar, die eine landschaftlich exponierte Schloßanlage mit Nebengebäuden sowie einem umliegenden Park zeigt. Sie ist das Ergebnis einer Aufgabenstellung, die neben Rudolph auch Albert Rosengarten (s. GS 16800 - GS 16808, GS 16819 - GS 16820, Marb. Dep. II, 128 - Marb. Dep. II, 130) beschäftig hat. Rosengarten war indes erfolgreicher und gewann 1837 das Reisestipendium der Kasseler Akademie. Obwohl beiden Entwurfsserien die Legende fehlt und auch kein archivalischer Beleg angeführt werden kann, läßt sich durch den Vergleich eine Bewertung der Lösungen erbringen.
Das erste Blatt der zehnteiligen Planserie von Georg Rudolph zeigt im Querformat das zentral plazierte Schloß mit Nebengebäuden und weitläufiger Umgebung. Das Schloß ist in U-förmigen Grundriß angelegt, der von einer langgestreckten, quer liegenden Achse durchkreuzt wird und auf diese Weise, wie es offensichtlich die Aufgabenstellung vorschrieb, zwei Innenhöfe entstehen läßt. Zwischen den beiden Querflügeln vermittelt ein breiter Mitteltrakt, der in dieser Form ebenfalls bei Rosengarten auftaucht (s. GS 16808). Auch die Erschließung des Gebäudes durch einen Haupteingang sowie zwei Nebeneingänge, die hier in den Kopfbauten zu finden sind, war wohl Teil der Aufgabenstellung. Allerdings sind diese Nebeneingänge nicht wie bei Rosengarten in die Parkgestaltung mit einbezogen, was im direkten Vergleich als Manko zu werten ist. Der Haupteingang wird bei Rudolph durch eine große Freitreppenanlage gestaltet, die zum abschüssigen Gelände hin ausrichtet ist. Zu dem leicht erhöht gelegenen Schloßbau, der auf einem Plateau mit schnurgeradem Kantenverlauf plaziert ist, windet sich ein unregelmäßiges Wegesystem, das verschiedene große Rasenfläche mit verstreuten Baum- und Buschpflanzungen umschließt. Gegenüber der repräsentativen Terrassenanlage mit Treppen, Springbrunnen und einer Pergola, die Rosengarten auf dem abschüssigen Gelänge vorsah (s. GS 16820), erscheint diese Gestaltung allerdings recht zurückhaltend und bescheiden. Überzeugend ist jedoch der hinter dem Schloß gelegene Bereich, bestehend aus einer Terrasse mit axialer Brunnenstellung und dem Park, der über eine halbrunde, zweiarmige Treppenanlage zu erreichen ist. In dem unteren Gelände ist ein Wasserfall angelegt, der in einen vertikal ausgerichteten See mit unregelmäßiger Uferlinie mündet. In seinem hinteren Teil ist in axialer Beziehung eine Insel mit Pavillon angelegt. Auch der Park hinter dem Schloß wird durch ein unregelmäßiges Wegesystem innerhalb von Rasenflächen mit vereinzelten Baum- und Buschpflanzungen erschlossen. Rudolph hat sich bei seiner Parkgestaltung dem Ideal des englischen Landschaftsgartens unterworfen und eine scheinbar natürliche Landschaftsstruktur umgesetzt. Breite Alleen und Platzanlagen, die bei Rosengarten mit stark repräsentativer Wirkung das Gelände gliedern, finden sich bei Rudolph nicht.
Ähnliche Lösungen bieten die beiden Akademieschüler dagegen für die Plazierung der Nebengebäude bestehend aus Reithalle, Marstall sowie einem Wohngebäude für die Bediensteten, die jeweils rechts vom Schloß zu finden sind. Aber auch hier ist die Lösung von Rosengarten der von Rudolph vorzuziehen. In dem hier vorliegenden Plan bilden diese Nebengebäude eine unsystematisch angelegte Gruppe, die in keiner unmittelbaren Verbindung zu der monströsen Rennbahn auf der gegenüberliegenden Schloßseite steht. Demgegenüber ist die dreiteilige Gebäudegruppe bei Rosengarten direkt am Rennbahngelände verortet.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß im Vergleich der beiden Gestaltungsvorschläge deutliche Qualitätsunterschiede zu konstatieren sind, die die Bevorzugung von Rosengarten sehr wohl begründen. Gleichwohl ist die zeichnerische Qualität der Arbeit von Georg Rudolph hervorzuheben, die in den anderen Blättern der Serie ins Auge sticht.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 20.03.2023



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