2.6.9.38 - Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Entwurf zu einem neogotischen Ofenschirm, perspektivische Ansicht



2.6.9.38 - Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Entwurf zu einem neogotischen Ofenschirm, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: GS 5713
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg, Entwurf zu einem neogotischen Ofenschirm, perspektivische Ansicht
Künstler: Johann Christian Ruhl (1764 - 1842)
Datierung: um 1800
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, braun und rosa aquarelliert
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 32,2 x 20,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fuß"
Beschriftungen: unten mittig: "Diese Zeichnung zu einem Camin Schirm auf die Löwenburg ist am 29ten März 1800 von des Herrn Landgrafen Hochfürstl durchlt gnädigst genehmigt worden. Jussow" (Graphit)


Katalogtext:
Der hochrechteckige, von einem Bogenfeld nach oben abgeschlossene Gestellrahmen des Ofenschirms ruht auf Löwenpranken, die nach Tradition englischer Möbel ausgebildet und entsprechend oben mit Blattwerk belegt sind (zum ausgeführten Möbel vgl. Himmelheber 1973, S. 54). Der Rahmen folgt in der Komposition mit Eckrosetten und Felderung der Rahmenteilung dem Frühklassizismus. Die oberen und unteren Leisten sind jeweils mit plastisch herausgearbeiteten Vierpässen und die seitlichen Holme mit Turnierlanzen geschmückt. Im oberen Bogenfeld halten zwei einander zugeordnete Löwen einen Stechhelm.
Hier wurde der Versuch unternommen, den Möbeltyp des Ofenschirms in eine gotische Formensprache umzusetzen, wobei allerdings keine Loslösung von der frühklassizistischen Grundstruktur vollzogen wurde.
Johann Christian Ruhl wird ein sehr ähnlicher Kaminschirm für die Löwenburg zugeschrieben (Riedl 1993, S. 264f., Nr. 34), so daß allein die Beischrift Jussows auf dem Blatt nicht unbedingt auf dessen Urheberschaft schließen läßt. Aufgrund des Zeichenstils mit der leicht verschobenen Perspektive ist das Blatt Ruhl zuzuordnen. Jener schuf in enger Zusammenarbeit und unter Anleitung Jussows bis 1802 sämtliche Bildhauerarbeiten in Stein und Holz für die Löwenburg (Riedl 1993, S. 43).
Der Entwurf wurde "von Bildhauerarbeit und vergoldet" mit einem roten, samtbezogenen und bestickten Schieber ausgeführt und ersetzte im Schreibkabinett den "bronzierten Caminschirm antique" (StAM "Mobiliar Inventarium über die kurfürstl. Löwenburg. Neu aufgestellt im Oktober 1816", fol. 31; "Inventarium über Meubles und Effecten zur Fürstl. Löwenburg zu Wilhelmshöhe aufgenommen den 4ten Febr. 1799", StAM Best. 4b, 57 Nr. 3, fol. 32). Daraus läßt sich zudem schließen, daß der Landgraf die neogotischen "Stilmöbel" präferierte, da sie sich harmonischer in die Konzeption der Löwenburg einfügten.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [ST]


Literatur:
Katalog Kassel 1958, S. 20, Nr. 63 (mit Abb. [Jussow zugeschrieben]); Bangert 1969, S. 110, Anm. 12; Riedl 1993, S. 51, 265 (Jussow zugeschrieben); Katalog Kassel 1999/CD-Rom

Siehe auch:


  1. SM 2.7.631: Ofenschirmrahmen


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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