2.7.2.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf zur Plutogrotte mit dem Höllenbassin und der Teufelsbrücke, Lageplan



2.7.2.1 - Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf zur Plutogrotte mit dem Höllenbassin und der Teufelsbrücke, Lageplan


Inventar Nr.: GS 5860
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Entwurf zur Plutogrotte mit dem Höllenbassin und der Teufelsbrücke, Lageplan
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: um 1791
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Grau
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 47,6 x 46,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die Darstellung zeigt das Plateau der Plutogrotte mit dem Höllenteich und der südlich sich anschließenden Teufelsbrücke. In der Draufsicht wird das Zusammenspiel von Wasser und Wegen, Architektur und Vegetation im Landschaftsgarten sehr gut deutlich. Der entscheidende Fortschritt dieser Landschaftsplanung ist Jussows Bemühen um eine Auflösung der barocken Achse zum Oktogon, die durch einen breiten Wasserlauf überschnitten wird.
Parkwege führen von den Seiten in vielfältigen Schwüngen an den Wasserfall heran. Das südliche Ende der alten Hauptquerachse wird in einen schmalen Zugang zum Höllenteich verwandelt. Dies alles verstärkt den asymmetrischen Gesamteindruck einer ehemals formalen Anlage. Geschaffen wird eine natürlich wirkende Landschaft in zentraler Lage.
Durch eine Umrandung hat Jussow in der Zeichnung die Ufer des Wasserlaufs von der Teufelsbrücke im Süden über den Höllenteich in der Mitte bis hin zum Aquädukt im Norden aus dem schraffierten Grund der umliegenden Vegetationsflächen hervorgehoben. Vor den natürlichen Elementen des Landschaftsgartens tritt die Architekturkulisse der spätbarocken, um 1768 angelegten Plutogrotte deutlich zurück. Mehrere Distanzen sind als gestrichelte, mit Buchstaben versehene Linien eingetragen, die auf die Niveauschnitte von GS 5850 Bezug nehmen (Manuskript Schuchard/Dittscheid). Obgleich die Darstellung der Gehölzareale kompakt erscheint, sind Abstufungen innerhalb der vorgezeichneten Quartiere erkennbar. Es kann klar zwischen dem gestuften Waldrand entlang der offenen Lichtung, der Wege- und Wasserläufe und dem homogenen Baumdach im Innern der umgrenzten Waldreviere unterschieden werden.
Das Bachbett, welches den Zulauf für den Wasserfall unterhalb der Teufelsbrücke bildet, zieht auf der Südseite der Hauptschneise, vom nicht eingezeichneten Fontänenreservoir kommend, zunächst durch ein dichtes Waldgebiet talwärts. Von Schwarzkopf wissen wir, daß an dieser Stelle ein Nadelwald gepflanzt wurde, um eine dem Hochgebirge ähnliche Situation zu schaffen (Bericht des Weißensteiner Hofgärtners Daniel August Schwarzkopf über die landschaftliche Umgestaltung des Weißensteins [1785-1793] unter Landgraf Wilhelm IX.; vgl. StAM Best. 6a, Nr. 59, fol. 22-39). Gleich unterhalb der Plutogrotte wendet sich der Graben in einem Bogen nach Norden. An der steilsten Stelle läßt Jussow den 'Gebirgsbach' aus dem dunklen Waldstück ans Tageslicht treten. Eine Anhäufung von Felsen markiert die aufgetürmte Felswand des Wasserfalls, über den das Wasser in den Höllenteich stürzt. In Anlehnung an die Bergbäche der Alpen bestückt Jussow das Bachbett mit zahlreichen Felsen. Zwei bis drei Felsen bilden jeweils eine Gruppe, die das Wasser wie in der Natur umlenken oder effektvoll aufwirbeln.
Obwohl der Höllenteich mitten in der Herkulesachse liegt, erscheint die Wasserfläche durch die geplanten Umpflanzungen wie ein kleiner See in einer Waldlichtung. Der Teich knickt fast rechtwinklig nach Osten in Richtung Tal ab. Dies ist die Stelle, wo einst eine künstliche Kaskade die beiden unterhalb der Plutogrotte gelegenen Bassins miteinander verband. Um die Strömung im nunmehr vereinigten 'Naturteich' zu verlangsamen, ist am alten Übertritt eine Steinschwelle vorgesehen. Auch die Steinschüttungen zur Uferbefestigung sind aus demselben Material wie die Natursteinkaskaden, aus Basalttuff. Nachdem das Wasser den Höllenteich passiert hat, fließt es in einem schmalen Graben hinüber zum Aquädukt, dessen Rinne am unteren Bildrand schon zu erkennen ist. Naturkaskaden lassen das Wasser stufenweise abwärts gleiten.
Lediglich die Plutogrotte ist aus der spätbarocken Gartenphase übriggeblieben. Der formale Grundriß dieser Grottenarchitektur steht den natürlichen Komponenten der Konzeption von Jussow kontrastreich gegenüber. Besonders deutlich wird der gartenkünstlerische Umbruch am Verlauf der neuen Parkwege, die von der Teufelsbrücke in eleganten Schwüngen auf die Grotte stoßen. Aufweitungen der Wege ermöglichen zum einen den Blick zurück zur Brücke, zum anderen kann in der Bucht am Höllenteich das Naturschauspiel der herabstürzenden Wassermassen intensiv erlebt werden.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [HB]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom; Becker 2005, Abb. 95; Becker/Karkosch 2007, S. 142, Abb. 141


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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