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Kassel-Wilhelmshöhe, Ballhaus (?), Entwurfsalternative zur Innenraumgestaltung, Aufriß



Kassel-Wilhelmshöhe, Ballhaus (?), Entwurfsalternative zur Innenraumgestaltung, Aufriß


Inventar Nr.: GS 6094
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Ballhaus (?), Entwurfsalternative zur Innenraumgestaltung, Aufriß
Künstler: Johann Conrad Bromeis (1788 - 1855), Architekt/-in, fraglich
Datierung: 1829
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 41,3 x 39,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die vorliegende Zeichnung zeigt den Entwurf für zwei Wandpaneele, bestehend aus einer holzfarbigen gefelderten Sockelzone und einem oberen zitronengelben Mittelfeld, das wiederum unterteilt ist. Schmale Rechteckfelder mit Arabeskenmalerei werden von Querfüllungen mit Girlanden- und Rankendarstellungen begleitet. Die Arabesken gehen auf Ornamententwürfe von Charles Normand zurück, dessen 1803 erschienenes Werk "Nouveau Recueil en divers genres d'ornements et autres objets propres à la décoration" ähnlich wie das "Recueil de décorations intérieures […]" (Paris 1801-1812) großen Einfluß auf die Innenraumgestaltung von Architekten und Kunstgewerbetreibenden in ganz Europa ausübte. In leichter Abänderung wurde eine schmale einachsige Arabeske mit einer mittig angeordneten antikisierenden Frauenfigur aus einem mehrteiligen Gestaltungsvorschlag herausgelöst (Normand 1803 (1896), S. 25) und im rechten Wandfeld in zwei Varianten ausgeführt.
Während die Aufteilung mit dem Lambris und den flachen Rücksprüngen des Hauptfeldes an eine Wandverkleidung bzw. an die Konstruktion von Blendtüren denken lassen, könnte die Form der Arabeskenmalerei mit der Gestaltung des Ballhauses in Zusammenhang stehen, wobei hier zunächst das Büffetzimmer in Frage käme. Die Wände des Zimmers, das sich in seiner ganzen Breite mit einer Brüstung zum Tanzsaal hin öffnet, gliedern marmorierte Pilaster und Dreiviertelsäulen sowie Wandflächen mit Boiserien, die mit Arabesken verziert sind, die der Kasseler Dekorationsmaler Peter Osterhof (1789-1855) im Jahr 1829 ausführte. Die obere Abschlußleiste sowie der zitronengelbe Fond ließen sich mit der Emporenbrüstung in Beziehung setzen, so daß die kolorierte Darstellung als eine Entwurfsalternative zu gelten hätte. Leider fehlt dem Blatt ein Maßstab, der Aufschlüsse über die Größenverhältnisse geben könnte. Eine sichere Verortung kann daher nicht erfolgen. Ein Argument für die Zuordnung mag auch das gemeinsame Vorlagenwerk sein. Im Fall der großen Wandfelder des Tanzsaals mit ihren Bestandteilen aus Sockelzone, betonter Mittelachse und oberem Abschluß mit zwei Bögen hat bereits Sabine Thümmler auf die Vorbildwirkung der Vorschläge von Normand hingewiesen (Thümmler 2004, S. 83f.).
Unklar ist, wie dieses Blatt in den Nachlaß Jussow gelangt ist. Die Provenienz führte Hans-Peter Glimme wohl zu seiner Einschätzung, es handele sich möglicherweise um eine Entwurfsarbeit Leo von Klenzes, die dieser im Rahmen seiner Gestaltung für den ursprünglichen Theaterbau angefertigt hatte (Katalog Kassel 1999/CD-Rom). Die Raumgestaltung des Theaters läßt sich jedoch durch die von Klenze geschaffene Stichfolge, insbesondere den Längsschnitt (mhk, Graphische Sammlung, GS 5618), sowie durch das "Inventaire de la Maison du Théatre à Napoleonsh." aus der 'westphälischen' Zeit (Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel, Handschriftenabteilung, 2˚ Ms Hass. 308) rekonstruieren (Härtel 2004, S. 56-59). Die Räumlichkeiten zeigten keine Boiserien mit Malereien, sondern Tapisserien bzw. Wandbespannungen. Zudem kann diese Form der Arabeskenmalerei nicht für Klenzes frühe Entwicklungsstufe in Anspruch genommen werden.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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