1.53.3.1 - Kassel, Wilhelmshöher Platz, Entwurf des Platzes und der Toranlage, Aufriß von Osten und Lageplan



1.53.3.1 - Kassel, Wilhelmshöher Platz, Entwurf des Platzes und der Toranlage, Aufriß von Osten und Lageplan


Inventar Nr.: GS 6300
Bezeichnung: Kassel, Wilhelmshöher Platz, Entwurf des Platzes und der Toranlage, Aufriß von Osten und Lageplan
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: um 1805
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Grau, grau und braun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 48,6 x 34,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen:


Katalogtext:
Der Entwurf behält die bestehende Kreisform des Platzes bei und sieht eine Randbebauung auf diesem Grundriß vor. In Verlängerung der Achse der Königsstraße ist ein Bereich ausgespart, um das hier bereits bestehende, etwas zurückliegende Privathaus in das Projekt einzubeziehen. Die Kreisform des Platzes wird jedoch durch eine Mauer und ein Gittertor fortgeführt. Für die Platzmitte ist ein nicht näher bestimmbares Denkmal auf kreisförmigem Unterbau vorgesehen.
Das Tor ist in der Achse der Weißensteiner Allee plaziert und gegenüber der Platzrandbebauung zurückgesetzt. Zwei eingeschossige überkuppelte Wachtgebäude, deren Längsseiten jeweils mit einem Portikus versehen sind, flankieren den Torbau. Hier setzt sich die architektonische Gliederung der Seitenbauten mit einem schwer lastenden Gebälk, das von kurzen dorischen Pilastern ohne Kanneluren getragen wird, fort. Eingebunden sind zwei geschoßhohe Postamente, über denen sich zwei kräftige Säulen mit bekrönenden Viktorien erheben. Große Trophäengehänge, zu denen es kleinere Gegenstücke auf dem Gebälk gibt, umziehen die glatten Säulenschäfte. Die vier rundbogigen Seitenportale und die freigelassene mittlere Durchfahrt sind mit einfachen Eisengittern geschlossen.
Jussow fügte zwei weitere Ideen als Graphitskizzen in den Entwurf ein. In der Mittelachse wird hinter dem Tor der Umriß einer Pyramide, die stark an das Mausoleum von Halikarnass mit bekrönender Quadriga erinnert, sichtbar. Durch Schraffur davon leicht abgehoben ist ein Bogen, der die Mittelöffnung des Tores überspannt und über dessen Kranzgesims eine nur andeutungsweise erkennbare Figurengruppe, möglicherweise wiederum eine Quadriga, sichtbar wird.
Als Vergleichsbeispiele haben Schuchard und Dittscheid auf die Bureaux de la route de Vincennes ou du Tròne, eines der bekannten Zollhäuser von Paris, die Claude-Nicolas Ledoux ab 1785 errichtete, sowie auf das Kasseler Projekt von Ledoux, das Friedrichstor von 1775, hingewiesen. Ergänzend können die gleichfalls ein Tor markierenden Säulen in Ledoux' Projekt eines Parkzuganges von Bourneville genannt werden (Manuskript Schuchard/Dittscheid; dort wird auch auf das Mausoleum von Halikarnass verwiesen; zu den Bureaux de Vincennes vgl. Gallet 1983, S. 153-193, Abb. 245 u. 311-315; zu Bourneville vgl. Gallet 1983, S. 223f., Abb. 396-398).
Die Andeutung des mittleren Torbogens, die auf die beiden späteren Versionen Jussows mit Triumphbögen römischer Prägung vorausweist (GS 5863, GS 9556), blieb bislang unbeachtet.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [GF]


Literatur:
Katalog Kassel 1999/CD-Rom; Katalog Kassel 1999/1, S. 214, Kat.Nr. 77


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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