2.3.3.2 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Weißensteinflügel, Entwurf, Aufriß (recto); Grundrißskizze eines Rundbaus und weitere Skizzen (verso)



2.3.3.2 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Weißensteinflügel, Entwurf, Aufriß (recto); Grundrißskizze eines Rundbaus und weitere Skizzen (verso)


Inventar Nr.: GS 6347
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Weißensteinflügel, Entwurf, Aufriß (recto); Grundrißskizze eines Rundbaus und weitere Skizzen (verso)
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in
Datierung: 1786
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: keine Angabe
Maße: 11,2 x 18,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Der Entwurf zeigt große Ähnlichkeiten mit dem Neuen Weißensteiner Schloß Du Rys, etwa mit der Apsis an der rechten Schmalseite. Allerdings gibt es auch markante Abweichungen. So sollten beispielsweise die ionischen Säulen direkt auf der Treppe ansetzen. Jussow muß demnach sein Projekt 1786 in Auseinandersetzung mit Du Rys Plänen erarbeitet haben. Für die Datierung in das Jahr 1786 spricht auch die stilistisch strenge Formensprache im Vergleich zu seinem ersten Idealprojekt. Da er im selben Jahr nach England reiste, muß er die Pläne bei einem Aufenthalt in Kassel entworfen haben.
In die Zeichnung ist zart und ohne die Verwendung eines Lineals ein Giebel eingezeichnet. Die Einskizzierung erfolgte nach der Fertigstellung der Zeichnung. Solche Giebel, ein entsprechendes Pendant ist auf dem Nordflügel anzunehmen, hätten die Wirkung der Dreiflügelanlage erheblich verändert und die Superiorität des Mittelbaus reduziert. Allerdings hätten die Giebel die zahlreichen horizontal ausgerichteten Bauelemente des Entwurfes nicht in ihrer Dominanz gemindert.
Auf der Rückseite von GS 6347 befinden sich impulsiv ausgeführte Skizzen. Dabei ist die Ansicht eines Gebäudes mit Dreiecksgiebel, der von vier Säulen gestützt wird, zu erkennen. Vermutlich steht die Zeichnung in Zusammenhang mit den Entwürfen für das Schloß. Neben dieser Skizze befindet sich ein Grundriß, der partiell die Ansicht der Front überlagert. Er ist einem ovalen oder runden Tempel gewidmet, der über vier gleichmäßig angeordnete Treppen zu betreten wäre. Ihn umgeben Wandelhallen, deren Außenseiten geschlossen sind, während sie sich zum Hof hin nur durch Säulen gestützt öffnen. Der Entwurf ist weniger an der Antike orientiert als vielmehr an der Renaissance (vgl. den nicht verwirklichten Plan Bramantes für den Hof um den Tempietto von S. Pietro in Montorio; Bruschi 1969, S. 486). Die geschwungenen Kolonnaden verweisen allerdings auch auf die Idealprojekte Jussows für das Weißensteiner Schloß und auf Berninis Petersplatzkolonnaden.

Text übernommen aus Katalog Kassel 1999/CD-Rom [FCS]


Literatur:
Dittscheid 1987, S. 106f., 330, Nr. 58, Abb. 173-174; Katalog Kassel 1999/CD-Rom


Letzte Aktualisierung: 09.04.2015



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