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8.1.2.1 - Agrigent, Tempel des Zeus Olympieios, Studienblatt, Grundriß



8.1.2.1 - Agrigent, Tempel des Zeus Olympieios, Studienblatt, Grundriß


Inventar Nr.: L GS 11996
Bezeichnung: Agrigent, Tempel des Zeus Olympieios, Studienblatt, Grundriß
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Zeichner/-in
Datierung: 16.05.1819
Geogr. Bezug: Agrigent
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, braun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 29,6 x 44,4 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten mittig: "Tempio di Giove Olimpico mesurato del Sign. Rafaelle Politi in Agrigente" (Graphit)
unten rechts: "Girgenti / Girgente am 16t May 1819" (Graphit)
in der Darstellung: Maßangaben (Graphit)


Katalogtext:
Nach dem Sieg über die Karthager im Jahre 480 v. Chr. wurde in Agrigent ein monumentaler Tempel (Pseudoperipteros, 7 x 14 Säulen), der größte dorische Tempel überhaupt, für den olympischen Göttervater errichtet (Gruben 1976, S. 305ff.). Auf einem zehn Meter hohen Stufensockel erhoben sich 4 m starke, über 18 m hohe dorische Halbsäulen. Die Interkolumnien waren durch halbhohe Mauern verschlossen, auf denen nackte Atlanten standen, die im Wechsel mit den Säulen das dorische Gebälk trugen. Eingestellt in diesen Bau war ein durch Pfeilerwände angeschlossenes Mittelschiff, das durch zwei Eingänge auf der östlichen Schmalseite zugänglich war. Heute ist der Bau ein großes Trümmerfeld.
Ferdinand Gregorovius berichtet 1855 in seinen berühmten Reisebeschreibungen: "Die Agrigentiner bauten ihn in ihrer glänzenden Periode nach dem Sieg bei Himera; seine Entstehung fällt in dieselbe Zeit, da in Selinus der Jupitertempel, in Athen das Parthenon, in Olympia der Tempel des Zeus, in Phigalia der Tempel des Apollo und zu Argos der Junotempel erbaut wurde, also in die große Epoche der Vollendung des dorischen Stils in allen hellenischen Landen überhaupt. Die Agrigentiner hatten den ungeheuren Bau fast zu Ende geführt, denn es fehlte nur das Dach; da machte der Krieg mit den Karthagern und die Zerstörung der Stadt im Jahre 406 den Abschluß unmöglich. Himilko plünderte das Olympieion, und obwohl die barbarischen Afrikaner im Innern desselben eine große Verwüstung anrichteten und ohne Zweifel ihre Lust an den prachtvollen Skulpturen der Giebelfelder büßten, soweit sie dieselben erreichten, so konnten sie bei der Größe und Festigkeit des Baus doch schwerlich daran denken, ihn auf den Boden zu werfen. Auch schützte ihn der Charakter seiner Architektur, da er nicht ein Peristylium von freistehenden Säulen hatte, sondern von Wänden mit darangesetzten Halbsäulen umschlossen war. Polybius sah den Wunderbau noch aufrecht, und weit ins Mittelalter hinein erhielt er sich, aber immer mehr und mehr in Trümmer gehend, von Wettern und Erdbeben, von der Wut der Sarazenen oder von der Barbarei derer angegriffen, welche seine Quadern zu Baumaterial benutzten, bis am neunten Dezember des Jahres 1401 die letzten noch aufrecht stehenden Reste zu Boden stürzten" (Gregorovius 1978, S. 813f.).
Den Grundriß, den Julius Eugen Ruhl von diesem Bau anfertigte, versah er mit der Beschriftung "Tempio di Giove Olimpico mesurato del Sign. Rafaelle Politi in Agrigente" und der Datierung "Girgenti am 16t May 1819". Raffaello Politi hatte seine Forschungergebnisse 1819 unter dem Titel "Lettere di Rafaello Politi al Signor Ciantro Panitteri, che comprende una ragionata sulla situazione, e forma delle porta, nel rinomato tempio di Giove-Olympico in Agrigento" (vgl. Katalog Kassel 1986/1, S. 170) veröffentlicht. Entsprechend dem damaligen Forschungsstand wird hier die Eingangsfront des Tempels nicht durch zwei seitliche Eingänge, sondern durch ein großes Mittelportal unter Wegfall einer Säule erschlossen.
Stand: August 2007 [UH]


Literatur:
Katalog Kassel 1986/1, S. 169, Abb. 37d


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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