3.130.3.2 - Wilhelmsthal, Schloß, Entwurf zum Garten, Plan mit Darstellung der Mittelachse



3.130.3.2 - Wilhelmsthal, Schloß, Entwurf zum Garten, Plan mit Darstellung der Mittelachse


Inventar Nr.: L GS 13111
Bezeichnung: Wilhelmsthal, Schloß, Entwurf zum Garten, Plan mit Darstellung der Mittelachse
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1749
Geogr. Bezug: Wilhelmsthal
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau, grün und rosa laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Krone über Wappenschild mit Lilie, unten anhängend Glocke, darunter "V"
Maße: 99,8 x 75,5 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: rückseitig: "Plan von Wilhelms / thal" (Feder in Braun)
unten mittig: Maßangaben (Feder in Braun und Grau)
in der Darstellung: "Holländische Garten", "die noch übrige Leemenwand", "Ende der Menagerie", "Colonnate", "GrottenAllée" (Feder in Braun und Grau)
in der Darstellung: Buchstaben und Zahlen (Feder in Grau und Braun)


Katalogtext:
Der von einem unbekannten Zeichner (Dittscheid schreibt den Plan Simon Louis Du Ry zu, Dittscheid 1983/1, S. 685) ausgeführte Gartenplan konzentriert sich im wesentlichen auf die Darstellung der von Ost nach West verlaufenden mittleren Hauptachse der spätbarocken, im Umriß fünfeckigen Gartenanlage von Wilhelmsthal, an deren Gestaltung Ulrike Schmidt-Möbus zufolge spätestens seit 1752 gearbeitet wurde (Schmidt-Möbus 1995, S. 123). Sie revidiert damit die seit den Veröffentlichungen von Bleibaum vertretene Auffassung, daß die Arbeiten an dieser Gartenachse erst nach Beendigung der Südachse einsetzten (Bleibaum 1926, S. 28 und Bleibaum 1932, S. 32f.).
Von dem kleinen, rosa lavierten Schloßgebäude am unteren Rand aus erstrecken sich die in großen Teilen nur als Umriß ausgeführten Teilabschnitte der barocken Gartenanlage. Dem Schloß unmittelbar gegenüber liegt die Kaskade mit ihrem kleeblattförmigen Wasserbecken. Die Kaskade wird aus einem ovalen Wasserbecken gespeist, mit dem sie durch einen schmalen Kanal verbunden ist. Ursprünglich kommt das Wasser jedoch aus einem großen ovalen Reservoir, das in der oberen Blatthälfte prominent eingezeichnet ist. Wasserbecken und Kaskade wurden grün laviert und mit Schattierungen versehen, die den Versuch einer plastischen Gestaltung erkennen lassen. In gleicher Absicht hat der unbekannte Zeichner auch die Erhebung unterhalb des großen Wasserreservoirs durch sich zur Mitte hin verstärkende Feder- und Pinselstriche hervorgehoben. Wie bereits Hallo bemerkte, handelt es sich dabei um den "Weinberg", der in Gestalt einer mandelförmigen Kuppe bereits auf dem ersten überlieferten Plan der damals noch Amelienthal genannten Anlage von Leopold aus dem Jahr 1723 eingetragen ist (Hallo 1930/2, S. 70, Anm. 1). Die farbige Ausführung einzelner Gartenbereiche findet sich weiterhin bei einer durch eine Seitenachse geteilten Heckenpartie nördlich (auf der Zeichnung links) der Mittelachse und bei der an die Gartenanlage anschließenden freien Waldlandschaft im oberen Blattabschnitt. Eine Besonderheit erlangt der Plan im Vergleich mit den anderen Wilhelmsthal-Plänen durch die beiden Schnitte A-B und C-D, die zusammen mit zwei Profilzeichnungen entsprechende Höhenunterschiede des Geländes kennzeichnen.
Die Datierung des Blattes wurd durch die Benennung eines topographischen Punktes ermöglicht. Der Bezeichnungstext "die noch übrige Leemenwand" läßt sich mit einer Erwähnung im Nachlaßinventar Wilhelms VIII. in Zusammenhang bringen, die auf den Abbruch von Lehmwänden an anderen Stellen des Gartens in den Jahren 1747/48 hinweist (Hallo 1930/2, S. 70; zur vorherigen Datierung des Nachlaßinventars Bleibaum 1926, S. 19; zuletzt Schmidt-Möbus 1995, S. 54). Der sich hieraus ergebende terminus post quem läßt eine Datierung des Planes um 1749 zu.
Zwar entspricht die Aufteilung dem Gartenplan von Fünck (Marb. Dep. 9; vgl. Schmidt-Möbus 1995, S. 59), die vorliegende unvollendete Zeichnung steht jedoch im Hinblick auf die detailreiche und gestalterisch überzeugende Ausführung des Fünck-Planes deutlich hinter jenem zurück.
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
Hallo 1930/2, S. 69f., Abb. 5; Dittscheid 1983/1, S. 685; Schmidt-Möbus 1995, S. 59, 71, Kat.Nr. 5, Abb. 21a, b


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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