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1.3.1.4 - Kassel, Chattenburg, Entwurf zur Umgestaltung der Voraue, Lageplan



1.3.1.4 - Kassel, Chattenburg, Entwurf zur Umgestaltung der Voraue, Lageplan


Inventar Nr.: Marb. Dep. II, 132
Bezeichnung: Kassel, Chattenburg, Entwurf zur Umgestaltung der Voraue, Lageplan
Künstler: Heinrich Christoph Jussow (1754 - 1825), Architekt/-in, fraglich
Datierung: 1816/17
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, schwarz, grau, blau, grün und ocker laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: Wappenschild mit großem X, dazwischen "D&C B" (D&C Blauw)
Maße: 42 x 51 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: oben links: "Situationsplan von der Kattenburg in Kassel. / vom verstorbenen Oberbau-Direktor Jussow gez." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Der bisher unbekannte Situationsplan, der die Chattenburg in ihrer Lage am Rand der Altstadt im Zusammenhang mit der Voraue darstellt, soll nach der späteren Beschriftung "vom verstorbenen Oberbau-Direktor Jussow" gezeichnet worden sein.
Die Chattenburg ist in dem von Jussow geplanten weiträumigen Umfang im Planungszustand noch ohne Freitreppen eingezeichnet. Der Platz vor der Ehrenhoffront, die ehemalige "Rennbahn", präsentiert sich als eingezäunter rechteckiger Platz mit halbkreisförmigem Kolonnadenabschluß in der Art des von den französischen Soldaten zerstörten Bauwerks von Du Ry. Eine ähnliche Anlage zeigt auch der frühe Lageplan im Hessischen Staatsarchiv Marburg (StAM P II 9574), der noch von einem konventionellen geschlossenen Vierflügelbau ausgeht. Der Übergang vom Friedrichsplatz zur Aue erfolgt auf beiden Plänen über eine Rampe in Form einer stehenden Acht, wie sie auch auf dem bekannten Stadtplan von G. W. Weise nach F. W. Selig 1781 dargestellt ist (s. Rohde 2004, Abb. 19). Das abschüssige Gelände zwischen Rampe und Rennbahn wird durch ein scheinbar willkürliches Wegenetz in der Art englischer Landschaftsgärten verknüpft und erschlossen, wobei ein Hauptweg vom seitlichen Ausgang der Rennbahn direkt zum unteren Abschluß der Rampe führt. Das Gelände der Voraue, das in dem Marburger Blatt entsprechend dem schon genannten Stadtplan in der alten geometrischen Felderung erscheint, ist hier ebenfalls von einem unregelmäßigen Wegenetz durchzogen, wobei sich ein diagonal verlaufender kleiner Wasserlauf in der Mitte des Terrains zu einem unregelmäßig geformten großen Teich mit kleinen Inseln ausweitet.
Die besondere Sorgfalt, mit der das Gartengelände geschildert wird, während die Altstadtbebauung eher schematisch und zum Teil unrichtig wiedergegeben ist, läßt darauf schließen, daß hier der Entwurf der Gartenanlage im Vordergrund stand. Eine Federskizze Jussows, die dieselbe Situation noch mit dem alten geometrischen Gartenbereich schildert, aber in Graphit bereits die Position des Weihers vermerkt (GS 5895), bestätigt diese Annahme. Jussow formulierte seine Entwurfsidee im vorliegenden Blatt weiter aus, wobei auch hier noch Graphitlinien eine Variante des Weiherumrisses anreißen. Die schematische Darstellung der Bebauung und die altertümliche Anlage des Bellevuegartens, die in dieser Art schon seit den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts nicht mehr existierte (vgl. den Plan von Schüler 1797; Marb. Dep. 254,36) legen allerdings den Schluß nahe, daß die Anlage des Blattes von einem Schüler oder Mitarbeiter vorgenommen wurde, der sich an einem älteren Stadtplan orientierte. Das Graphitraster, das über dem Landschaftsgarten in der Voraue deutlich erkennbar ist, zeugt davon, daß dieser Entwurf später auf ein anderes Blatt, möglicherweise den Präsentationsplan Marb Dep. II, 133, übertragen wurde.
Stand: Mai 2005 [UH]


Literatur:
Rohde 2004, Abb. 40


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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