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1.5.4.3 - Kassel, Weißes Palais, Beletage, Roter Saal (?), Entwurf für ein Kanapee, perspektivische Ansicht



1.5.4.3 - Kassel, Weißes Palais, Beletage, Roter Saal (?), Entwurf für ein Kanapee, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: Marb. Dep. 101
Bezeichnung: Kassel, Weißes Palais, Beletage, Roter Saal (?), Entwurf für ein Kanapee, perspektivische Ansicht
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871)
Datierung: 1839
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Aquarell- und Deckfarben
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 17,6 x 25,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: unten mittig: "Renaissance." (Feder in Rot)
unten rechts: "entw. von. Ruhl. 39." (eder in Rot)


Katalogtext:
Der Entwurf zeigt ein aufwendig gestaltetes rotes Kanapee auf geschwungenen Vorderbeinen, dessen ebenfalls geschwungene reich verzierte Rückenlehne den Stellenwert eines Repräsentativmöbels verdeutlicht. So wird der tiefere Mittelteil der Lehne von dem kurfürstlichen Wappen bekrönt, und der rote Bezug ist mit einer Goldstickerei versehen, die mittig das von Ranken flankierte Monogramm Friedrich Wilhelms zeigt. Die bewegte Umrißlinie der Rückenlehne bestimmt ein breiter, mit Ranken verzierter und von verschiedenen Farbfeldern dekorierter Rahmen. An die blau gefaßte Zarge mit ornamentaler Verzierung ist ein bandartiges Gebilde, ähnlich einem Feston, appliziert, wobei die seitlichen Fixpunkte zwischen den geschwungenen, hermenartigen Vorderbeinen und dem Zargenrahmen liegen. Dabei sind die Beine durch S-förmige, vegetabil gearbeitete Querstege verbunden, die die gebogene Linienführung wieder aufnehmen. Eine Beschriftung schreibt das Möbel zwar der Renaissance zu, die Stilmerkmale lassen sich jedoch eher mit einem Louis XV-Möbel in Verbindung bringen.
Die sorgfältig ausgeführte und kolorierte Zeichnung ist auf einen Karton mit einer aufgedruckten, üppigen Rahmung geklebt, was sie aus dem Konvolut mit Möbelentwürfen, die mit Ruhl in Verbindung gebracht werden können, deutlich hervorhebt. Zudem ist die Zeichnung als einzige des Konvoluts mit einer Signatur und einer Datierung versehen worden. Möglicherweise hat sie als Repräsentationsentwurf gedient.
Zeichner und Datierung lassen einen Zusammenhang mit der Neuausstattung des Residenzpalais vermuten, wobei angesichts von Form und Farbe des Möbels am ehesten der ursprüngliche Festsaal in der Beletage des Weißen Palais in Frage kommt. Der längsrechteckige, zum Friedrichsplatz hin gelegene Saal erhielt nach dem Umbau 1815 eine neue Einrichtung, für die eine Sitzgarnitur aus der Grünen Galerie und ein zusätzliches Ensemble aus Schloß Wilhelmshöhe in den Raum verbracht wurden. Die mit rotem Seitendamast bezogene Sitzgarnitur bestand aus Mahagoni mit geschnitzten und vergoldeten Verzierungen. Mit dem erneuten Umbau 1861 wurde der Saal nochmals neu möbliert und entsprechend des Zeitgeschmacks im Stil des Neorokoko ausgestattet (Bidlingmaier 2000, S. 143-145).
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
Holtmeyer 1923, S. 393


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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