2.3.5.14 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Weißensteinflügel, Entwurf zum Marmorbad, Grundriß



2.3.5.14 - Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Weißensteinflügel, Entwurf zum Marmorbad, Grundriß


Inventar Nr.: Marb. Dep. 189
Bezeichnung: Kassel-Wilhelmshöhe, Schloß, Weißensteinflügel, Entwurf zum Marmorbad, Grundriß
Künstler: Johann Conrad Bromeis (1788 - 1855), Architekt/-in, Umkreis
Datierung: 1824/25
Geogr. Bezug: Kassel-Wilhelmshöhe
Technik: Graphit, Feder in Grau, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "J WHATMAN / 1823"
Maße: 45,5 x 54,1 cm (Blattmaß)
39,7 x 51,2 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fus."
Beschriftungen: oben mittig: "Plan / Plafond-Décoration / zu dem neu einzurichtenden Badezimmer im 1ten Schloßflügel zu Wilhelmshöhe" (Feder in Braun)
oben rechts: "112" (Feder in Rot)


Katalogtext:
Nach dem Ende des Königreichs Westphalen wurden in Schloß Wilhelmshöhe notwendige Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten durchgeführt. Kurfürst Wilhelm II. ließ unter der Bauleitung seines Oberbaudirektors Johann Conrad Bromeis ein Marmorbad im Weißensteinflügel des Schlosses einrichten, das das im Kellergeschoß der südwestlichen Apsis untergebrachte Bad ersetzen sollte. Diese alte Bad mit seinem in den Boden eingelassenen Becken, das sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat, wurde nach der Verlegung des fürstlichen Appartements in das 1798 fertiggestellte Corps de Logis vermutlich nicht mehr benutzt, da auch in dem neuen Baukörper ein Bad zum Raumkonzept gehörte (Schütte 2000/01, S. 108; Paetow 1929, S. 88; Holtmeyer 1910, S. 321). Am 22. November 1824 legte Bromeis einen Kostenvoranschlag mit drei Zeichnungen über die Anfertigung eines Bades mit marmornem Becken für das "Rez de chaussée im 1ten Schloßflügel zu Wilhelmshöhe" vor (StAM Best. 7b 1, Nr. 363, 22.11.1824). Der Einbau im Erdgeschoß des Weißensteinflügels erfolgte in den Jahren 1825/26 in dem vor der südöstlichen Apsis gelegenen gartenseitigen Raum. Im April 1826 beschwerte sich Kurfürst Wilhelm II., daß die Arbeiten am Bad nicht weit genug fortgeschritten seien und erteilte den Befehl, "daß es bis zum letzten May zum baden, fertig seyn soll" (StAM Best. 7b 1, Nr. 363, 11.4.1826).
Wie der vorliegende und in dieser Form auch umgesetzte Entwurf veranschaulicht, wird der Raum durch eine toskanische Säulenstellung geteilt, die gleichzeitig eine rahmende Inszenierung für das im hinteren Bodenbereich versenkte Becken bildet. Der Fußbodenbelag aus quadratischen, auf die Spitze gestellten Fliesenquadraten in wechselnder schwarz-weißer Anordnung hebt diesen Bereich zusätzlich hervor. Die markante Schlüssellochform des Beckens, die durch den länglichen Treppenabstieg und den eigentlichen querovalen Beckenbereich entsteht, wurde der Form des ebenfalls von Bromeis entworfenen Beckens in Schloß Schönburg in Hofgeismar nachempfunden (StAM Best. 7b 1, Nr. 363, 22.11.1824). Die gleiche Form haben auch die Becken in Schloß Philippsruhe und im Friedrichsbad in Gesundbrunnen bei Hofgeismar. Im Fall von Philippsruhe war zwischen 1824 und 1830 ebenfalls unter der Bauleitung von Bromeis eine Neugestaltung der Räume im klassizistischen Stil vorgenommen worden. Zwei unterschiedlich datierte Bauaufnahmen vom Erdgeschoß des Friedrichsbades (Marb. Dep. II, 222 u. Marb. Dep. II, 324) verdeutlichen, daß die Veränderungen hier in der Zeit zwischen 1821 und 1828 erfolgt sein müssen. Dieses alte Bad mit einem in den Boden eingelassenen Becken, hat sich bis heute erhalten. Aber auch das alte Bad im Kellergeschoß des Weißensteinflügels weist Ähnlichkeiten auf. So erweitert sich der gekrümmte, rundbogige Treppenabstieg zu einem runden Becken, in dem wie bei dem Entwurf von Bromeis eine steinerne Sitzbank plaziert ist.
Die Zweiteilung des Raumes in Wilhelmshöhe wird von der Deckengestaltung aufgenommen, indem unterschiedliche Plafondfelder in dem vorderen quadratischen und in dem hinteren querrechteckigen Teil ausgeführt sind. Die Darstellung nimmt thematisch auf die Funktion des Raumes Bezug, wobei das Medaillonfeld im vorderen Feld mit Seeschlangen und mit dem Neptun-Dreizack dekoriert ist. Das längsrechteckige Feld zeigt ein Tondo mit Bildnis.
Die Gestaltung der Wände, die zwar in der Zeichnung nicht präsentiert werden, für die Prachtentfaltung des Raumes jedoch ein ganz wesentliches Element darstellen, war auf die Ikonographie eines Bades hin ausgelegt. Zwischen der toskanischen Pilastergliederung ist eine romantisch antikisierende Wandmalerei ausgeführt, die Ausblicke ins Freie suggeriert. Neben dem funktionalen Charakter wird damit der repräsentative Anspruch, der sich mit der Errichtung des Marmorbades verband, augenscheinlich.
Stand: Mai 2005, überarbeitet August 2007 [MH]


Literatur:
Hoffmann 1994, Abb. 110


Letzte Aktualisierung: 24.01.2020



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