4.8.3.6 - Bad Nenndorf, St. Godehard, vierter Neubauentwurf, Grundriß und Aufriß Nordfassade



4.8.3.6 - Bad Nenndorf, St. Godehard, vierter Neubauentwurf, Grundriß und Aufriß Nordfassade


Inventar Nr.: Marb. Dep. 247f
Bezeichnung: Bad Nenndorf, St. Godehard, vierter Neubauentwurf, Grundriß und Aufriß Nordfassade
Künstler: Johann Philipp Lichtenberg (1800 - 1872), Architekt/-in, Entwurf
Datierung: 1841
Geogr. Bezug: Bad Nenndorf
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, koloriert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 58,5 x 43,4 cm (Blattmaß)
58,4 x 43,3 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit Fuß
Beschriftungen: oben mittig: "4tes Project zu einer neuen Kirche für die Gemeinde Gross-Nenndorf." (Feder in Braun)
oben rechts: "Blatt I" (Feder in Braun)
in der Darstellung: "Hierbei eine Beschreibung mit Situations-Plan. / Haupt-Facade gegen die Strase. / Grundriss der Kirche gleicher Erde." (Feder in Braun)
in der Darstellung: Beschriftungen und Maßangaben (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Lichtenberg 184[...]" (Feder in Grau (?))


Katalogtext:
Am 20. September 1841 legte der Landbaumeister Johann Lichtenberg den vierten Projektentwurf zum Neubau einer evangelischen Kirche für die Gemeinde Groß-Nenndorf im Kreis Schaumburg vor. Dieser umfaßte neben einer ausführlichen Beschreibung zwei Zeichnungen mit zwei Grundrissen, zwei Aufrissen, zwei Schnittdarstellungen sowie einen Kostenplan. Das vorliegende, wohl in späterer Zeit beschnittene Blatt zeigt untereinander angeordnet einen Aufriß der Nordfassade sowie einen auf Sockelhöhe angelegten Grundriß.
Im Vergleich zum dritten Entwurf arbeitete Lichtenberg die romanischen Stilelemente stärker heraus. Er verzichtete auf die Gliederung des Langhauses durch breite Strebepfeiler, die konstruktiv ohnehin nicht notwendig sind; statt dessen betonte er die Fensterachsen den Portalen entsprechend durch eine Blendarchitektur. Um gleichzeitig die Portale stärker hervorzuheben, kragen die übergiebelten Eingangsbereiche um ca. 1,10 m aus der Mauerflucht vor. Das gesamte Langhaus wurde um rund einen halben Meter verkürzt.
Der zurückhaltenden Gestaltung des Langhauses steht die Aufwertung des östlichen Bauabschnitts gegenüber. Statt des eingezogenen Rechteckschlusses entschied sich Lichtenberg nun für eine Apsidenform. Diese werde nach seiner Einschätzung den "kirchlichen Charakter des Gebäudes" (StAM Best. 16, Nr. 11040, 20.09.1841) hervorheben. Die zweigeschossige Fensterstruktur, die die Aufteilung im Bereich der Langhausfassaden weiterführt, wird von einer rundbogigen Steinsetzung abgeschlossen, die sich an den Rundbogenfriesen spätromanischer Chorapsiden orientiert. Entgegen der mittelalterlichen Konzeption deutet dieser exponierte Bauteil aber nicht auf das liturgische Zentrum des Baues mit dem dort plazierten Altar hin, sondern der Raum ist als Sakristei ausgewiesen und von außen direkt zugänglich. Die Apsis bot ausreichend Platz für die benötigten liturgischen Gerätschaften, gleichzeitig konnte hier der Aufgang zur Kanzel auf der Empore unterbracht werden. Der weiter nach Osten verlegte, rechteckige Altarbereich befindet sich in dem vorliegenden Entwurf zwischen Apsis und den Vorräumen der östlichen Seiteneingänge. Die Wand mit integriertem Kanzelkorb bildet nun den geraden Abschluß der Apsis zum Kirchenraum und stimmt in dieser Form mit der ausgeführten Version überein.
Die Frage des Ostabschlusses der Kirche blieb einer der wesentlichen Punkte bei der Planung des Neubaus. Eine besondere Ausgestaltung der Westseite schien durch die enge Nachbarbebauung nicht sinnvoll, dagegen bot sich die exponiert an der Straße von Hannover nach Bad Nenndorf liegende Ostpartie für eine Inszenierung als repräsentative Schauseite um so überzeugender an.
Stand: Mai 2005 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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