|<<     2 / 2     >>|

3.31.1.2 - Freienhagen, Projekt für Schloß und Garten, Bauaufnahme und Entwurf, Lageplan



3.31.1.2 - Freienhagen, Projekt für Schloß und Garten, Bauaufnahme und Entwurf, Lageplan


Inventar Nr.: Marb. Dep. 254,11
Bezeichnung: Freienhagen, Projekt für Schloß und Garten, Bauaufnahme und Entwurf, Lageplan
Künstler: J. Hermann Knauff (tätig um 1725), Zeichner/-in
Datierung: 1726
Geogr. Bezug: Freienhagen
Technik: Graphit, Feder in Schwarz und Grau, rosa, grau, grün und blau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: nicht identifizierbar
Maße: 71,2 x 49,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben rechts: "ABRIS VON DEM / HOCHFÜRTL: (sic) SCHLOSSE / UND GARTEN ZU FREYENHAGEN / WIE SOLCHER MEISTEn / THEILS ANGELEGT THEILS / aber noch gebauet werden soll." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "J. Hermann Knauff Fecit. 1726" (Feder in Grau und Schwarz)
in der Darstellung: "FULDA STROHM" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Die Planungen Landgraf Karls für ein Schloß und den Park in Freienhagen sind durch zwei in der Graphischen Sammlung aufbewahrte Entwürfe überliefert (L GS 7925 u. Marb. Dep. 254,11). Beide Pläne stimmen bis auf wenige Abweichungen sowohl in allen Details wie auch in der Darstellungsweise und im Blattformat überein, so daß der Marb. Dep. 254,11 unterzeichnende J. Hermann Knauff als Autor beider Zeichnungen angesehen werden kann. Da in dem Blatt L GS 7925 auf die etwas ungeschickt in die rechte obere Ecke plazierte Legende verzichtet ist und vor allem eine wesentliche Einzelheit, der Kanal vom Fluß zum Bassin, weggelassen ist, scheint es sich hierbei um eine leicht korrigierte Wiederholung oder die zur Ausführung bestimmte Version zu handeln.
Vorgesehen sind vor allem die Ausweitung des Gartens bis auf die Anhöhe sowie die Errichtung eines Schloßbaus zwischen dem bestehenden und dem neu anzulegenden Gartenbereich. Auf einen bereits vorhandenen und einen noch zu schaffenden Teil bezieht sich auch der Text der Legende. Mit einiger Sicherheit bestand 1726 der detailliert dargestellte untere Bezirk des Gartens schon weitgehend, so daß sich die Angabe "wie solcher (...) theils aber noch gebauet werden soll" auf das Schloß und den oberen Gartenbereich bezieht. Der vorhandene Teil zwischen der Fulda und dem Standort des projektierten Schlosses besteht aus drei parallelen Zonen, die durch Geländeabstufungen dem ansteigenden Bodenniveau angepaßt und durch parallel zum Fluß verlaufende Wege und Böschungen voneinander getrennt sind. Durch das orthogonale Wegesystem entstehen in den drei Hauptbereichen jeweils drei größere rechteckige Kompartimente, die unterschiedliche Binnengestaltungen haben. Dabei sind an den Eck- und Schnittpunkten zahlreiche pyramidenförmige Bäume plaziert, die dem Park später einen ganz eigenen Charakter verliehen (Engelhard 1778, S. 176). Der an das Ufer anschließende Streifen wird an den Schmalseiten von je drei Pavillons, die durch Heckengänge miteinander verbunden sind, und dahinterliegende, im Halbkreis angeordnete Wasserbecken eingefaßt. In der Mitte akzentuiert ein großes, von aufwendigen und sorgfältig gezeichneten Broderieparterren gerahmtes Bassin den Beginn der auf das Schloß ausgerichteten Hauptachse. Hier ist auch der Verbindungskanal zwischen Fluß und Wasserbecken zu finden, der aber offenbar erst nachträglich eingefügt und auch ohne die notwendige Schleuse gezeichnet ist. In Richtung auf das Schloß folgt nach dem Bassin ein Heckentheater über der ersten niedrigen Böschung. Hieran schließen sich, erneut auf einer höheren Terrasse gelegen, drei gleichförmig gestaltete Felder mit zentralen Wasserbecken an. Der stärkere Geländeanstieg erfordert hier bereits in der mittleren Achse eine weitere Geländestufe, so daß eine Zweiteilung des Bereichs entsteht. Die Stützmauer des Schloßplateaus begrenzt den unteren Gartenbezirk. Im mittleren, eingezogenen Abschnitt führt eine zweiarmige Treppe nach oben.
Das Schloßprojekt weist mit seiner Kombination von Pavillons und verbindenden Bauteilen Ähnlichkeiten mit der nur teilweise verwirklichten Architektur in der Kasseler Karlsaue auf. Die beabsichtigte Gartenerweiterung über einer Böschung mit einer bergseitigen Ausbuchtung zeigt eine wenig differenzierte Planung mit einem sehr großen vierpaßförmigen Wasserbassin als Mittelpunkt einer Rechteckform mit drei halbkreisförmigen Erweiterungen. Wie von vielen anderen Projekten Landgraf Karls wurde auch von dem für Freienhagen ein Modell angefertigt und im Modellhaus in Kassel aufgestellt (Schmincke 1767, S. 194). Über den Umfang der tatsächlich verwirklichten Anlage geben weitere Pläne Auskunft (Marb. Dep. 254,12; L GS 9726 u. StAM P II 9353).
Wegen mehrfacher alter Schäden wurde die Zeichnung auf ein größeres Blatt des Klebebands (vgl. den Einleitungstext "Orte in Hessen, Hanau, Gartenanlagen") montiert.
Stand: September 2004 [GF]


Literatur:
  • Holtmeyer, Alois [Bearb.]: Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel. Band IV. Kreis Cassel-Land, 2 Bde. (Text, Tafeln). Marburg 1910, S. 69.
  • Bungarten, Gisela (Hrsg.): Groß gedacht! Groß gemacht? Landgraf Carl in Hessen und Europa. Ausstellungskatalog. Kassel, Museumslandschaft Hessen Kassel. Petersberg 2018, S. 425-426, Kat.Nr. IX.83.


Letzte Aktualisierung: 01.11.2023



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum