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3.130.3.11 - Wilhelmsthal, Schloß, Garten, Entwurf zum Plafond des Chinesischen Entenhauses, Untersicht



3.130.3.11 - Wilhelmsthal, Schloß, Garten, Entwurf zum Plafond des Chinesischen Entenhauses, Untersicht


Inventar Nr.: Marb. Dep. 3
Bezeichnung: Wilhelmsthal, Schloß, Garten, Entwurf zum Plafond des Chinesischen Entenhauses, Untersicht
Künstler: Johann Georg Fünck (1721 - 1757), Architekt/-in
Datierung: 1746/47
Geogr. Bezug: Schloss Wilhelmsthal (Calden)
Technik: Feder in Schwarz und Grau, grau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: "C & I HONIG"
Maße: 46 x 63 cm (Blattmaß)
Maßstab: unbezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: unten rechts: "B. 6." (Graphit)
verso: "Denkmälerarchiv!" (Graphit)


Katalogtext:
Der vorliegende Gestaltungsentwurf für einen ovalen Plafond bezieht sich auf den Mittelpavillon des Chinesischen Entenhauses. Der vom Grundriß her querrechteckige Raum mit den abgerundeten Ecken und den angeschlossenen längsgerichteten Galeriebauten kann problemlos auf diesen Plafondumriß bezogen werden. Zwar entsprechen die figürlichen Ornamente nicht dem chinoisen Motivkanon, die Auswahl von affenartigen Mischwesen läßt sich aber mit exotischen Motivvorstellungen durchaus in Einklang bringen. Diese Zuschreibung bestätigt sich durch die dargestellten Palmwipfel in den Zwickeln, die den Palmbäumen entsprechen, die der Zeichnung Marb. Dep. 2 zufolge den Eingang zu den Galerieverbinderflügeln flankieren sollten (s. a. Schmidt-Möbus 1995, S. 211).
Über der breiten, Wand und Decke abgrenzenden Profilleiste vermittelt eine schmale Deckenkehle, die sich praktisch nur als Restform in den abgerundeten Raumecken ergibt, zu der gewölbten Deckenkonstruktion. Eine reich ornamentierte, breite Kehle ist der ebenen Fläche des ovalen Deckenspiegels vorgesetzt. Unterschiedliche Ornamentformen auf den beiden Plafondhälften verdeutlichen zwei alternative Dekorationssysteme. Verkröpfungen der unteren Profilleiste und auslaufende Rocailleformen bilden die Sitzfläche für exotische Mischwesen, die auf der linken Blatthälfte mit Pfeil, Bogen und Blasgeschoß ausgestattet und auf der rechten Hälfte mit Musikinstrumenten versehen sind. Ein amüsantes Detail bildet eine Szene in der linken unteren Bildhälfte, die ein Wesen mit Blasrohr zeigt. Dessen Geschoß ist auf eine Figur gerichtet, das diesem in hockender Stellung den nackten Hintern zeigt. Abgesehen von dem Unterhaltungswert dieser Darstellung hat sie für die Anlage des Deckenbildes eine konkrete Funktion, indem sie Einzelfiguren zueinander in Beziehung setzt und Deckenabschnitte miteinander verklammert.
Auch an den Schmalseiten wird die untere Profilleiste als 'Basis' für eine Dekoration genutzt. Von einer Rocaille bzw. einer Kartusche mit anhängender Maske greifen Wellenkämme bzw. Treillagen zur Seite aus, die ihrerseits Drachenwesen Auflageflächen bieten. An den Längsseiten ist unten ein von Mischwesen flankiertes Stufenpostament mit einer hockenden Figur ausgeführt und auf der gegenüberliegenden Seite eine gestaffelte, plastisch ausgebildete Rocaille. Die herausgestellte Positionierung der Figuren wird durch die Ausschmückung der Sitzflächen durch Lambrequins zusätzlich betont - ein Motiv, das in dieser Verwendung auf den Régence-Dekorateur Antoine Watteau zurückgeführt werden kann. Ein symmetrisches Rocailledekor, bestehend aus vergatterten Wellenkämmen, auf denen Drachenwesen aufsitzen, und sich überschneidendem Bandelwerk mit seitlichen Drachenköpfen, besetzt das Zentrum des Deckenfonds. Abweichungen in den Details präsentieren hier ebenfalls zwei Gestaltungsalternativen.
Als Zeichner des Blattes kann Johann Georg Fünck angenommen werden, dessen Zeichentechnik sich insbesondere durch ihren Detailreichtum und ihre variantenreiche Linienführung auszeichnet. Die faserige Behandlung der gekrümmten Palmblätter in den Zwickeln läßt sich zudem mit der linken Palme des Innenraumaufrisses von Marb. Dep. 2 in Zusammenhang bringen (Schmidt-Möbus 1995, S. 211f.).
Stand: September 2004 [MH]


Literatur:
Bleibaum 1932, S. 23 m. Abb. 8, S. 24; Katalog Berlin 1973, S. 91, 312, Kat.Nr. P 48b; Schmidt-Möbus 1995, S. 211, Kat.Nr. 45, Abb. 154.


Letzte Aktualisierung: 08.04.2019



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