1.60.1.1 - Kassel, Palais Reichenbach, Entwurf zu einem Armlehnstuhl, perspektivische Ansicht



1.60.1.1 - Kassel, Palais Reichenbach, Entwurf zu einem Armlehnstuhl, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: Marb. Dep. 98
Bezeichnung: Kassel, Palais Reichenbach, Entwurf zu einem Armlehnstuhl, perspektivische Ansicht
Künstler: Julius Eugen Ruhl (1796 - 1871), Zeichner/-in
Datierung: um 1840
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, koloriertn
Träger: Papier auf graugrünem Trägerpapier
Wasserzeichen: -
Maße: 27,9 x 19,2 cm (Blattmaß)
19,5 x 11,2 cm (Darstellungsmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Bei dem hier vorliegenden Entwurf wird ein Scherenstuhl imitiert, allerdings ohne die entsprechende Funktion, bei der die Drehachse parallel zur Sitztiefe zu liegen kommt. Statt einer Konstruktion gekreuzt angeordneter Hölzer, bei der die Vorderbeine als S-förmige Einheit in die gegenläufige Rückenlehne übergehen und die Hinterbeine mit den Armlehnen verbunden sind (s. das Stuhlmodell für das Braunschweiger Schloß; Wedemeyer 1998, S. 265, Kat.Nr. 152), sind Vorder- und Hinterbein bogenförmig zusammengeführt und mit der ebenfalls bogenförmigen Zarge verbunden. Dabei wird die Schnittstelle durch eine Rosette betont. Vorbildhaft könnte hier Schinkels Entwurf eines Lehnsessels für Wilhelm III. gewesen sein (Berlin, SPSG, um 1826; Katalog Berlin 1981, S. 298f., Kat.Nr. 241), der das "Motiv der aus zwei gegensinnig angeordneten Bogensegmenten " zeigt. Schinkel hatte diesen vom Scherenstuhl abgeleiteten Typ, bei dem die Beinkreuze seitlich zu liegen kommen, bereits 1808 für einen Armlehnstuhl im Königlichen Palais in Berlin entwickelt (Katalog Hamburg 2002, Kat.Nr. 3). Im Unterschied zu dem Lehnsessel sind hier jedoch zwei Schnittpunkte an den Beinkreuzen ausgeführt.
Statt der klassisch geschwungenen Form der Hölzer finden sich bei dem Kasseler Stück allerdings manieriert gestaltete Rahmenhölzer, die astartig ausgearbeitet und mit ausfächernden Blättern unter der Sitzfläche versehen sind. Die Beine, deren eingerollte Endstücke an die senkrechten Schenkel der Rückenlehne reichen, laufen in Klauenfüßen aus. Der gepolsterte Stuhl ist mit einem samtartigen blauen Stoff bezogen, der von einer hellen Litze umrahmt wird und seitlich mit dem Motiv genaster Spitzbogenarkaden verziert ist. Die gepolsterte Rückenlehne schmückt ein großes Wappenschild der gräflichen Familie von Schaumburg (Siebmacher 1887/88 (1974), Taf. 28). Vorder- und rückseitig hängt ein breiter, gefranster Querbehang mit Vierpaßrapport herab.
Auf L GS 13670 befindet sich zusammen mit weiteren Ausstattungsstücken eine Vorstudie zu diesem Entwurf.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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