3.28.3.1 - Frankenberg, reformierte Kirche, Entwurf, Quer- und Längsschnitt, Grundriß, Schnitt



3.28.3.1 - Frankenberg, reformierte Kirche, Entwurf, Quer- und Längsschnitt, Grundriß, Schnitt


Inventar Nr.: Marb. Dep. II, 298
Bezeichnung: Frankenberg, reformierte Kirche, Entwurf, Quer- und Längsschnitt, Grundriß, Schnitt
Künstler: August Schuchard (1829 - 1889), Zeichner/-in
Datierung: um 1860
Geogr. Bezug: Frankenberg (Eder)
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau, rot und blaugrau laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 55,3 x 43,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "F."
Beschriftungen: oben mittig: "Project / zur Herstellung der reformierten Kirche zu / Frankenberg." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "Schuchard." (Feder in Schwarz)
verso: "1300 (d,1) (Feder in Blau)
verso: "ref. Kirche Frankenberg" (Farbstift in Rot)
verso: "ref. Kirche zu Frankenb." (Graphit)


Katalogtext:
Die heutige evangelische Kirche von Frankenberg wurde in den Jahren 1513-1515 als Hospitalkirche für das 1465 gegründete Augustinerinnenhaus auf dem Platz einer beim Stadtbrand 1476 erstörten Kapelle erbaut. Mit der Einführung der Reformation und der Auflösung des Augustinerinnenhauses verlor sie ihre Funktion und wurde im folgenden Jahrhundert unterschiedlich genutzt. Im Jahre 1662 wurde der inzwischen instand gesetzte Kirchenbau an die reformierte Gemeinde übergeben, die sich auf Initiative von Landgraf Moritz entwickelte hatte (Handbuch Frankenberg 1961, S. 49f.; Dehio Hessen 1982, S. 234).
Der einschiffige, turmlose Bau zu vier Jochen hat einen 5/8-Chorschluß. Der schräge Abschluß im Westen wurde durch die ehemalige Nachbarbebauung verursacht. Das ursprüngliche Gewölbe ist zerstört und wurde zunächst durch eine hölzerne Flachdecke ersetzt. Im Zuge einer umfangreichen Renovierung im Jahr 1865 erhielt der Kirchenraum ein Holzgewölbe (Handbuch Frankenberg 1961, S. 50).
Die von August Schuchard, der als Schüler an der Akademie in Kassel bereits in den 1830er Jahren an einer Bauaufnahme der Liebfrauenkirche in Frankenberg mitgearbeitet hatte (Dehn-Rotfelser 1882, S. III), um 1860 angefertigte Zeichnung steht in Zusammenhang mit der Instandsetzung der Kirche in den 1860er Jahren. Bereits in den 1840er Jahren finden sich in den Archivalien Hinweise über den schlechten Zustand des Baues. Demnach war das Außenmauerwerk an der südwestlichen Seite des Chores verwittert, der Fugenmörtel war ausgewaschen, Postamente und Bedachungen der Strebepfeiler hatten gelitten (StAM Best. 190a Frankenberg, Nr. 48, 17.6.1842). Im Kirchenraum mußte die Flachdecke ausgebessert sowie der Fußboden der Emporenbühne neu verlegt werden. Ende der 1850er Jahre begann die Planung für die weitreichenden Veränderungen im Innern (StAM Best. 190a Frankenberg, Nr. 48, 6.3.1859 u. 30.3.1859). Neben der Aufstellung einer neuen Orgel, die eine größere Orgelbühne notwendig machte (StAM Best. 190a Frankenberg, Nr. 48, 29.11.1859), stand zunächst die Instandsetzung des Kirchenbodens an. Er sollte geebnet und die Platten neu verlegt werden. Im Chor, den es um mehrere Stufen zu erhöhen galt, wurden ein Pfarrstand mit Bank sowie ein Stand für die Kirchprovisoren eingerichtet. Die vom Chor zu erreichende Kanzel vom Ende des 17. Jahrhunderts erhielt einen neuen Schalldeckel. Im Kirchenraum wurde die Anzahl der Sitzplätze erhöht, wobei die von Landbaumeister Augener berechneten 315 Plätze angesichts einer Gemeindegröße von 498 Personen auch nicht auszureichen schienen (StAM Best. 190a Frankenberg, Nr. 48, 17.2.1863). In diesem Zusammenhang stehen die Einträge in den beiden Kirchengrundrissen, die eine nach Geschlechtern getrennte Bankanordnung in zwei Blöcken (jeweils 154 und 157 Plätze) im unteren Bereich des Kirchenraums sowie weitere 15 Sitzplätze für Männer auf der Orgelempore zeigen. Die größte Aufgabe innerhalb dieses Instandsetzungsprojekts bestand jedoch zweifellos in der Einwölbung des Kirchenschiffs. Die hölzerne Deckenkonstruktion imitiert ein steinernes Kreuzrippengewölbe, das seitlich von wappenverzierten Kragsteinen abgefangen wird. Das Dachwerk darüber zeigt eine Kehlbalkenanlage mit doppeltem stehendem Stuhl, die vermutlich noch aus der Erbauungszeit stammt.
Ein weiteres Projekt betraf die Errichtung eines Turmes. Zur Erbauungszeit hatte die Funktion des Gebäudes als Hospitalkirche innerhalb eines Gebäudekomplexes diesen Bauteil unnötig gemacht. Nun stand die Kirche frei und machte einen "unvollendete Eindruck" (StAM Best. 190a Frankenberg, Nr. 48, 30.7.1859). Der entsprechende Plan, den Landbaumeister Augener dem Konsistorium am 30.7.1859 vorlegte, wurde vermutlich aus Kostengründen nicht weiterverfolgt.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 05.02.2024



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