1.79.1.1 - Kassel (Nordshausen), ehem. Zisterzienserinnenkloster St. Maria, Architekturdetails, Vorder- und Seitenansicht, Schnitt und Untersicht (recto und verso)



1.79.1.1 - Kassel (Nordshausen), ehem. Zisterzienserinnenkloster St. Maria, Architekturdetails, Vorder- und Seitenansicht, Schnitt und Untersicht (recto und verso)


Inventar Nr.: GS 8271
Bezeichnung: Kassel (Nordshausen), ehem. Zisterzienserinnenkloster St. Maria, Architekturdetails, Vorder- und Seitenansicht, Schnitt und Untersicht (recto und verso)
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1860
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, beige laviert (recto), beige und grau laviert (verso)
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 15,9 x 11,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen: oben links: "Ne 1" (Graphit)
oben rechts: "Nordshausen" (Graphit)
oben rechts: "F" (Graphit)
oben rechts: "II/11" (Farbstift in Rot)
in der Darstellung: "Thürgewände / Fenstergewände / Grabplatte / Schlussstein im Chor / Kragstein / Kapita(!)l" (Graphit)
verso: "Fenster aus Nordhausen Septb. 1860." (Graphit)
verso: "Zeichnung von H. Schneider / Cassel." (Graphit)
verso: "Zeichnung von H. Schneider / Cassel." (Graphit) verso mit Bleistift "42/1929"


Katalogtext:
Während seiner Ausbildung an der Höheren Gewerbeschule in Kassel begab sich Hugo Schneider auch zum Kloster Nordshausen südwestlich des Stadtkerns, wo er die hier auf Vorder- und Rückseite versammelten Studien anfertigte.
Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster St. Maria in Nordshausen wurde 1257 gegründet. 1527 im Zuge der Reformation aufgehoben, wurde die Klosterkirche dann als evangelische Pfarrkirche weiter genutzt. Die Klosterkirche wird 1266 erstmals urkundlich erwähnt, wobei es sich um die Erweiterung eines im Mauerwerk noch erkennbaren romanischen Kapellenbaus gehandelt haben muß. Zu den ältesten Bauteilen gehört der querrechteckige Westturm aus der Mitte und der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, Erweiterungen des Kirchenraums fanden bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts statt. Heute sind von der alten Klosteranlage außer der Kirche nur ein Teil des Westflügels der Klausur, Reste der Klostermauer und Teile der Zehntscheune erhalten (Dehio Hessen 1982, S. 679).
Die Vorderseite füllen gleich neun Skizzen von Details aus unterschiedlichen Teilen der Kirche; sie sind sämtlich mit Beischriften versehen. Oben erfaßt Schneider einen Inschriftenstein vom Südportal, dem das Erbauungsjahr desselben eingemeißelt ist: 1497. Bei dem Portal handelt es sich um eine spätgotische Konstruktion mit verschnittenen Stäben auf Basen; das Profil des Gewändes zeichnet Schneider ebenso wie dasjenige eines etwa ein Jahrhundert älteren gotischen Fensters.
Die Mitte des Blattes nehmen die Zeichnung einer Grabplatte und eines Schlußsteins ein. Bei der Grabplatte handelt es sich um die älteste von dreien, die in der Kirche aufbewahrt werden. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert, ist heute sehr stark verwittert und kann einem Priestergrab zugeordnet werden. Unter einem Maßwerkbaldachin ist die Gestalt des Verstorbenen dargestellt, der mit der rechten Hand in ein Ziborium greift, das er in der Linken hält. Der Schlußstein zeigt einen Christuskopf mit Dornenkrone. Er wurde Ende des 14. Jahrhunderts in die Kirche eingebracht, als im Osten des Baues neue, höhere Gewölbe auf schlanken Wanddiensten eingezogen wurden.
Am unteren Blattrand finden sich die Darstellungen zweier Kragsteine - einer davon in Ansicht und Profil gezeichnet - und eines Kapitells. Die linke Konsole ist der Turmhalle des 13. Jahrhunderts zuzuordnen, wo sie einen der Gewölbeanfänger trägt, während die rechte Konsole im Obergeschoß des Turmes eingesetzt ist. Es handelt sich um ein Detail jener zweiteiligen Schallarkade aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, deren oberen Teil Schneider auf der Rückseite des Blattes mit sorgfältigen Lavierungen zeichnete. Die Konsolen tragen in der Laibung des Fensters die Ansätze des frühgotischen Plattenmaßwerks, das die sorgfältig gemauerte, spitzbogige Öffnung ausfüllt. Zwei Dreipaßbögen mit Mittelpfosten und eine kreisförmige Öffnung im Bogenfeld sind angelegt, an den Bogenkanten begegnen kleine Rosetten.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 07.09.2023



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