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11.2.9.1 - Wettbewerbsentwurf für ein öffentliches Gebäude, Aufriß der Ostfassade



11.2.9.1 - Wettbewerbsentwurf für ein öffentliches Gebäude, Aufriß der Ostfassade


Inventar Nr.: L GS 14994
Bezeichnung: Wettbewerbsentwurf für ein öffentliches Gebäude, Aufriß der Ostfassade
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1872 (vor)
Geogr. Bezug:
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 56,2 x 76,9 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "FS."
Beschriftungen: oben links: "Labor quoque voluptas est." (Feder in Schwarz)
oben rechts: "Blatt IV." (Feder in Schwarz)
unten mittig: "Oestliche Facade" (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Das undatierte, unsignierte Blatt ist einem Wettbewerb zuzuordnen, an dem Schneider unter dem Motto "Labor quoque voluptas est" teilnahm. Da der unten stehende Maßstab noch Rheinische Fuß als alleinige Maßeinheit ausweist, dürfte das Blatt in die Jahre vor 1872 zu datieren sein. Damals wurde das metrische System im neuen Deutschen Reich einheitlich eingeführt, und auch Schneider hätte es verwendet.
Der Entwurf zeigt einen repräsentativen dreigeschossigen Baukörper in vollkommener Achsensymmetrie. Zwischen zwei dreiachsige Risalite ist ein neunachsiger Zwischentrakt mit starker Betonung der Mittelachse eingespannt.
Der Mitteltrakt weist über einem niedrigen Souterrain eine überwölbte Estrade auf; das Erdgeschoß springt etwas zurück. Eine drei Achsen breite Freitreppe führt in der Mitte des Baukörpers auf die drei doppelflügeligen Eingangstüren zu, die aufwendige, maßwerkgefüllte Oberlichter unter Spitzbögen aufweisen. Zu beiden Seiten der Portale schließen jeweils drei rechteckige Kreuzstockfenster an.
Spitzbögen über gedrungenen Säulen auf hohen Postamenten, zwischen denen Maßwerkbrüstungen eingesetzt sind, tragen die Fassade der Obergeschosse, die sich über einem Kaffgesims entwickelt. Das erste Obergeschoß ist als Beletage ausgebildet. Reich verzierte Kreuzstockfenster über Maßwerkbrüstungen mit Wappenscheiben in den Oberlichtern belichten die Räume, während das zweite Obergeschoß, abermals durch ein Kaffgesims geschieden, nur über niedrige Doppelfenster verfügt. Erstes und zweites Obergeschoß sind aber optisch durch Blendbögen miteinander verbunden. Eine leicht auskragende Galerie, hinter der das Satteldach des Gebäudes ansteigt, schließt die Fassade ab. Besondere Betonung erfahren jedoch die drei mittleren Achsen, nicht nur durch die Portale im Erdgeschoß. In der Beletage ist ihnen ein auf Konsolen vorkragender Balkon vorgelegt, der selbst noch einmal einen in der Mittelachse auch im zweiten Obergeschoß angelegten Balkon trägt. Auch schließt sich über den drei Mittelachsen ein durch schmale Blendbögen gegliederter Treppengiebel, dem ein Wimperg mit Uhr vorgeblendet ist, an.
Die dreiachsigen Risalite zu beiden Seiten des Mitteltrakts weisen ebenfalls ein niedriges Souterrain auf, über dem nach kurzem Rücksprung die flächenhafte, ungegliederte Mauer des Erdgeschosses anschließt. Die Fassadengliederung in den drei Geschossen entspricht der des Mitteltrakts, wenn auch die Maßwerkbrüstungen der Kreuzstockfenster in der Beletage weniger reich ausfallen. Über einem Gesims schließt sich über dem zweiten Obergeschoß jeweils ein leicht ausgestellter Treppengiebel an, in den drei Fenster eingeschnitten sind: Ein rechteckiges Kreuzstockfenster sitzt unter einer Maßwerkrosette in einer Blendnische, zwei schmale Lanzettfenster flankieren diese.
Aus dem Entwurf geht die genaue Zweckbestimmung des dargestellten Gebäudes nicht hervor, doch deutet der Grundtypus und das Bauvolumen darauf hin, daß es sich um den Entwurf für ein öffentliches Gebäude handelt. Angesichts der Wappenscheiben in den Fenstern des Obergeschosses des Mitteltrakts handelt es sich wahrscheinlich um ein Rathaus, aber auch ein Post-, Schul- oder Gerichtsgebäude ist nicht ausgeschlossen, zumal nicht sicher zu sagen ist, ob die "Oestliche Facade" auch die Hauptfassade sein sollte. Die Ikonographie der Rahmung der Balkontür im ersten Obergeschoß ist unklar.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 22.02.2023



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