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8.2.1.1 - Ariccia, S. Maria dell'Assunzione, perspektivische Ansicht



8.2.1.1 - Ariccia, S. Maria dell'Assunzione, perspektivische Ansicht


Inventar Nr.: GS 15983
Bezeichnung: Ariccia, S. Maria dell'Assunzione, perspektivische Ansicht
Künstler: Leonhard Müller (1799 - 1878)
Datierung: um 1820
Geogr. Bezug: Ariccia
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, braun laviert
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 30,3 x 43,8 cm (Blattmaß)
Maßstab: -
Beschriftungen:


Katalogtext:
Die braun lavierte, nicht vollendete Federzeichnung zeigt die von Papst Alexander VII. in Auftrag gegebene und nach einem Entwurf von Giovanni Lorenzo Bernini errichtete Zentralbaukirche S. Maria dell'Assunzione in Ariccia.
In dem nur wenige Kilometer südöstlich von Rom gelegenen Landsitz des Papstes sollte gegenüber des päpstlichen Palastes ein Kirchenbau entstehen, der einen "städtebaulichen" Akzent schuf und gleichzeitig die dörflichen, architektonisch minderwertigen Wohnhäuser verdeckte (Avery 1998, S. 217). Berninis Können zeichnete sich wie bei seinen römischen Projekten dadurch aus, daß er eine ungünstige bauliche Situation, die hier in dem abfallenden Gelände sowie in der asymmetrischen Lage des Bauplatzes zur Hauptachse des Palastes bestand, gemäß den Wünschen des Auftraggebers zu nutzen wußte. Auf dem terrassierten Gelände mit Fernblick nach Rom entstand der Bau am Rand eines Platzes mit zwei Brunnen. Berninis Entwurf zeigt einen überkuppelten zylindrischen Bau mit vorgesetzter übergiebelter Vorhalle, für den das römische Pantheon vorbildhaft war. Der Bau, dessen kubische Grundformen durch die strenge äußere Gliederung unterstrichen werden, wird in ähnlicher Intention wie bei dem vorausgegangenen Entwurf für die römische Kirche S. Andrea al Quirinale von einer konkav angelegten Gebäudereihe hinterfangen. Erneut läßt sich hier das Besondere seiner Architektur ablesen, die mit der Einbindung in den umgebenden Raum eine Dialogsituation zwischen alter und neuer Architektur entstehen läßt (Avery 1998, S. 217f.).
Leonhard Müller, zu dessen Nachlaß die vorliegende Zeichnung gehört, zeichnete den Bau in perspektivischer Ansicht, um dessen Umgebung mit dem Platz und der links nur schemenhaft angedeuteten Häuserreihe sichtbar werden zu lassen. Durch die Schrägansicht sind zudem alle Gebäudeteile erkennbar. Da Müller nie in Italien war, muß er die Darstellung von einer bisher nicht bekannten Vorlage abgenommen haben. Müllers Interesse an dieser italienischen Kirche wird sich vor allem auf deren Zentralbaugestalt sowie auf die zitathaft eingesetzten Pantheon-Motive gerichtet haben. Im Rahmen seines Studiums an der Kasseler Akademie setzte er sich immer wieder mit diesen Motiven auseinander. Linienführung und Schattenwirkung weisen auf einen geübten Zeichner hin, was dafür spricht, daß die Darstellung wohl eher am Ende seiner akademischen Ausbildung entstanden sein dürfte.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 29.06.2022



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