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10.1.2.1 - Stavelot, Entwurf für einen Altar, Vorderansicht



10.1.2.1 - Stavelot, Entwurf für einen Altar, Vorderansicht


Inventar Nr.: L GS 15606
Bezeichnung: Stavelot, Entwurf für einen Altar, Vorderansicht
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925), Zeichner/-in
Datierung: 1867
Geogr. Bezug: Stavelot
Technik: Graphit
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 44,5 x 39,7 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fs. Rh"
Beschriftungen: oben links: "2." (Farbstift in Rot)
unten rechts: "H. Schneider" (Graphit)
verso: "Exultabunt sancti in / gloria laetabuntur in / cubilibus suis Ps. / nimis honorati sunt / amice tui Deus, nimis confortatus est principatus / eorum. / Ecce: tabernaculum Dei / cum hominibus et habitabit / in eis." (Graphit)
verso: "Reliquien - Stavelot / Altar" (Graphit)


Katalogtext:
Schneider fertigte hier eine Skizze für einen wuchtigen Reliquienaltar, der auf einem drei Stufen hohen Podest errichtet ist. Der Entwurf greift in vielen Details Formen der rhein-maasländischen Schreine des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts auf und bindet sie in eine neoromanische Gesamtkonzeption ein.
Die Mensa wird von vier schlanken Säulen mit Knospenkapitellen getragen, auf denen eine Platte mit schmalem Rundbogenfries und Profilierungen ruht, unter der ein Schrein Aufstellung findet. Auf der Mensa sitzt ein hochrechteckiger Tabernakel mit doppelflügeliger, mit Ranken verzierter Tür auf, zu dessen Seiten sich eine hohe, mit Medaillons verzierte Leuchterbank und über einem Rücksprung eine Zone mit Inschriften anschließen. Auf dem Tabernakel ruht eine schreinartige Expositionsnische, die mit Flügeltüren verschlossen werden kann; sie ist hier in geöffnetem Zustand mit einer eingestellten gotischen Monstranz gezeichnet.
Die Expositionsnische ragt bereits in einen mächtigen Überbau hinein, der von Säulen mit Schaftring und Knospenkapitellen zu beiden Seiten der Mensa unterfangen wird. In der Mittelachse des Altars öffnet sich über der Expositionsnische eine offene, von einem Dreipaßbogen überfangene Nische, in die die Sitzfigur einer Maria mit Kind eingestellt ist. Ein schlanker Giebel über der Nische und eine schreinartige Dachkonstruktion mit Eckknäufen und einem hoch aufragenden Kruzifix schließen den Aufbau nach oben ab. Zu beiden Seiten des Expositoriums schließen sich zwei gleichartige Nischen unter schreinartigen Dächern an, die mit je einem Kopfreliquiar und mit weiteren Reliquiaren - links z. B. sind Armreliquiare erkennbar - bestückt sind. Schneider beabsichtigte offenbar, einen bestehenden Reliquienschatz in liturgischem Kontext zu präsentieren und konstruierte dafür einen geeigneten Altarschrein.
Einige der skizzierten Reliquiare und auch eine Photographie im Nachlaß Schneider ermöglichen eine Verortung des Entwurfs. Die Photographie (mhk, Graphische Sammlung, L GS 21067) zeigt eine sauber gezeichnete perspektivische Ansicht dieses Altars in einem fortgeschritteneren Entwurfsstadium mit Signatur Schneiders und dem Datum "Aachen 26.04.1867"; vorgesehen sind dabei zu beiden Seiten des Tabernakels der 1. und 2. Vers der auf der Rückseite dieses Blattes notierten Bibelstelle. Auch verzichtete Schneider in der Ausformulierung des Entwurfs auf die Türen am Expositorium und stellte statt der Madonna ein drittes Kopfreliquiar ein. Eine Graphitnotiz nennt Stavelot im heutigen Belgien (damals Preußen) als Bestimmungsort. Die dortige Pfarrkirche St. Sebastian verfügt in der Tat über einen großen Reliquienschatz, der in großen Teilen noch von der Fürstabtei Stablo-Malmedy herrührt und nach der Säkularisation 1797 bzw. dem Abbruch der Abteikirche in der Folgezeit in den Besitz der Pfarre gelangte. Herausragende Stücke, wie die Poppo-Büste des 17. Jahrhunderts, lassen sich in Schneiders Skizze durchaus erkennen.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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