1.64.6.2 - Kassel, Villa Wedekind (?), Entwurf für einen Aufsatzschrank, Vorder- und Seitenansicht, Schnitt



1.64.6.2 - Kassel, Villa Wedekind (?), Entwurf für einen Aufsatzschrank, Vorder- und Seitenansicht, Schnitt


Inventar Nr.: GS 15823
Bezeichnung: Kassel, Villa Wedekind (?), Entwurf für einen Aufsatzschrank, Vorder- und Seitenansicht, Schnitt
Künstler: Johann Heinrich Wilhelm Lüer (1834 - 1870)
Datierung: um 1869
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, orange laviert
Träger: Karton
Wasserzeichen: -
Maße: 41,6 x 40,6 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "Fuss Cassel."
Beschriftungen: in der Darstellung: "Dudelsack", "Violine", "Nachtigall", "Gitarre", "Flöte" (Graphit)
unten links und rechts in der Darstellung: "Mozart", "Beethofen" (Graphit)


Katalogtext:
Der Entwurf eines Aufsatzschranks, der ein sakrales Ausstattungsstück der gotischen Stilepoche rezipiert, kann aufgrund des Kasseler Fußmaßes den Kasseler Jahren des Architekten zugeschrieben werden. Möglichweise besteht auch ein Zusammenhang mit der Villa Wedekind.
Der dreiteilige, viergeschossige Aufbau wird mittig von einem Dreiecksgiebel überhöht, dem ein Dreipaß in Blendform einbeschrieben ist. Stilisierte Krabben und eine bekrönende Kreuzblume verstärken das mittelalterliche Erscheinungsbild. Für die Seitenteile wird hier ein architektonisches Abschlußgesims in Form einer Firstbekrönung imitiert. Daneben finden sich Dreipässe und genaste Ecken sowie eine Fächergliederung, die als Faltwerk herausgearbeitet ist. Besonders bemerkenswert ist indes der Objekt- und Figurenbesatz des Möbels, der als Aufsatz die seitlichen Rahmenteile überhöht und in Form von Atlanten (beschriftet "Mozart" und "Beethofen") als Zitat aus dem Fachwerkbau verwendet wird. Die Figuren sind in die rundbogig ausgesparten Ecken der Seitenteile eingestellt, deren Füllungen spiralförmig gewundene Bänder mit hierein verschlungenen Ranken zeigen. Da die einzeln bezeichneten Dekorstücke ("Dudelsack", "Violine", "Nachtigall", "Gitarre", "Flöte") aus dem Bereich der Musik stammen, könnte dies auf die Funktion des Möbels als Notenschrank hindeuten.
Wie bei den anderen Entwürfen dieses Konvoluts liegt auch hier eine Verbindung zu Ungewitters Vorlagensammlung vor. Ein in perspektivischer Ansicht dargestelltes Büffet (Ungewitter 1854, II. Ab., Pl. 4) zeigt einen vergleichbaren Aufbau aus abschließbarem Mittelteil mit offenen Seitenfächern und dem charakteristischen wimpergartigen Giebelaufsatz, der hier allerdings alle drei Teile bekrönt. Auf diese Quelle hat möglicherweise auch Karl Mohrmann, Baurat bei der hannoverschen Landeskirche, zurückgegriffen haben, dessen Büffet aus den Jahren 1890/91 gleichartige Konstruktionselemente aufweist (s. Himmelheber 1973, Abb. 866).
Die Zeichnung GS 18824 kann als Vorstudie gewertet werden.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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