1.56.2.1 - Kassel, Entwurf zum Papin-Brunnen, Grundriß und Ansicht



1.56.2.1 - Kassel, Entwurf zum Papin-Brunnen, Grundriß und Ansicht


Inventar Nr.: GS 15834
Bezeichnung: Kassel, Entwurf zum Papin-Brunnen, Grundriß und Ansicht
Künstler: unbekannt
Datierung: um 1904
Geogr. Bezug: Kassel
Technik: Graphit, Feder in Schwarz, grau laviert, weiß gehöht
Träger: dünner Karton
Wasserzeichen: -
Maße: 53,3 x 32,2 cm (Blattmaß)
Maßstab: "1:25"
Beschriftungen: oben mittig: "ENTWURF zu einem BILDWERK für den VERSCHÖNERUNGSV(er)EIN zu CASSEL." (Feder in Schwarz)
unten rechts: "MOTTO: "DIGESTOR." (Feder in Schwarz)


Katalogtext:
Der Kasseler Verschönerungsverein stiftete zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehrere Brunnen in der Kasseler Innenstadt. Dazu zählt auch der Denis Papin gewidmete Brunnen vor dem Ottoneum. Im Juni 1706 hatte der französische Erfinder (1647-1712) hier, im Hofe des damaligen Kunsthauses, in Anwesenheit von Landgraf Karl seine von ihm entwickelte Dampfmaschine vorgeführt. 200 Jahre später war dieses Ereignis Anlaß für die Aufstellung des von dem Bildhauer Hans Everding ausgeführten Brunnens, der sich heute, nach kurzer Unterbrechung durch den Krieg, wieder vor dem Ottoneum befindet (Hermsdorff 1979, S. 93; Katalog Marburg/Kassel 1987, S. 189f., Kat.Nr. 140). In der Graphischen Sammlung befinden sich vier Blätter zum Papin-Brunnen mit drei nicht ausgeführten Entwürfen, wobei nur ein Blatt als Zeichnung vorliegt. Die drei anderen sind wohl als photographische Reproduktionen von Zeichnungen angefertigt worden.
Die hier vorliegende Zeichnung zeigt den Entwurf für einen Obeliskenbrunnen. Über einer Sockelzone, die für einen Ausgleich auf dem abschüssigen Gelände sorgt, steht eine geschwungene Brunnenschale mit rechteckigen Ausbuchtungen, die als Standorte für gußeiserne Laternen ausgewiesen sind. Die Wasserführung geschieht über bronzene (?) Tierköpfe, die auf den Seiten eines rechteckigen Postaments angebracht sind, und von dort ihren Wasserstrahl auf Schalen richten, von denen das überlaufende Wasser in die große Brunnenschale fließt. Auf einem kubischen Sockel ist ein überlängter Obelisk plaziert, der im unteren Teil das lorbeerkranzgeschmückte Bildnis Papins mit Namenszug trägt. Im oberen Abschnitt sind weitere Leuchten befestigt, die von drachenartigen Fabelwesen gehalten werden und in dieser Gestalt in Beziehung zu den Sockelfiguren der Laternen stehen. Eine allseitig ablesbare Uhr dient als Bekrönung des Obelisken. Die Beschriftung unter der Darstellung läßt sich in der Übersetzung des Wortes "Digestor" als 'Auflöser' bzw. 'Zerteiler' einerseits direkt auf die Brunnentechnik beziehen, andererseits wird damit auch der sog. Papinsche Topf bezeichnet, ein Dampfkochtopf (Katalog Marburg/Kassel 1987, S. 53), womit an dieser Stelle direkt auf die Erfindung von Papin hingewiesen sein könnte.
Im Vergleich zu den beiden anderen Entwürfen setzte der unbekannte Zeichner des hier vorliegenden Blattes in viel stärkerem Maß auf die malerische Qualität der Darstellung. Er zeigt den Brunnen in einer fiktiven landschaftlichen Umgebung und stellt ihn zudem in Betrieb dar, was seinem Entwurf eine überzeugendere Wirkung verleiht. Diese stark malerische Komponente und die sorgfältige Ausführung der betitelten Zeichnung lassen vermuten, daß es sich hierbei um eine bei einem Wettbewerb eingereichte Zeichnung handelt.
Anhand der Graphiken läßt sich eine die Aufstellung betreffende Planänderung dokumentieren, die sowohl durch einen Situationsplan (s. GS 15835) als auch durch die Titel der Entwürfe des Architekten Heinrich Arnold nachweisbar ist. Demnach sollte der Brunnen ursprünglich nicht vor der Hauptfront des Gebäudes plaziert werden, sondern an dessen Seitenfront gegenüber dem Elisabethhospital. Hier befand sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine kleine bepflanzte Grünanlage (s. Stadtplan von W. Blumenauer aus dem Jahr 1896, Holtmeyer 1923, Taf. 18), in die der Brunnen offensichtlich integriert werden sollte.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 20.09.2017



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