3.76.8.8 - Marburg, Elisabethkirche, Bauaufnahme des Westfensters, Aufriß (recto); nordöstliches Seitenschiffsjoch und östliches Mittelschiffsjoch, Schnitt



3.76.8.8 - Marburg, Elisabethkirche, Bauaufnahme des Westfensters, Aufriß (recto); nordöstliches Seitenschiffsjoch und östliches Mittelschiffsjoch, Schnitt


Inventar Nr.: Marb. Dep. 200
Bezeichnung: Marburg, Elisabethkirche, Bauaufnahme des Westfensters, Aufriß (recto); nordöstliches Seitenschiffsjoch und östliches Mittelschiffsjoch, Schnitt
Künstler: Leonhard Müller (1799 - 1878), Zeichner/-in, fraglich
Datierung: um 1853
Geogr. Bezug: Marburg
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 60,9 x 28,4 cm größte Breite (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab ohne Maßeinheit
Beschriftungen: in der Darstellung: "St. Elisabeth / Westfenster." (Graphit)


Katalogtext:
Das stark beschädigte Blatt zeigt auf der Vorderseite eine unvollendete Umrißzeichnung des Westfensters der Marburger Elisabethkirche und rückseitig einen Teilgrundriß der Kirche sowie verschiedene Gewölbe- und Pfeilerprofile.
Die konstruktiv angelegte Zeichnung kann dem Konvolut mit Bauaufnahmen zugeordnet werden, das im Zusammenhang mit der Restaurierung der Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand.
Das wohl erst nach der Abschlußweihe der Kirche (1283) in den 1290er Jahren entstandene Westfenster (Binding 1989, S. 252), das von den Maßwerkformen des Straßburger Münsters (ab 1277) abhängig ist, zeigt ein sechsbahniges Maßwerk mit drei Hauptbahnen, die jeweils in zwei Bahnen unterteilt sind, die ihrerseits mit genasten Lanzettbögen abschließen. In der hochgezogenen mittleren Hauptbahn sitzt über den Lanzetten ein spitzbogiger liegender Dreistrahl. Dabei stößt der Spitzbogenscheitel an ein sphärisches Viereck mit Vierblatt, das die Spitze des Fensterbogens füllt. Über den Seitenbahnen befinden sich Kreise mit stehenden genasten Vierpässen. Die Spitze des Fensterbogens ist mit einem sphärischen genasten Viereck gefüllt.
Durch die perspektivische Schrägansicht der Fenstersohlbank kann das Stabwerkprofil optimal veranschaulicht werden. Die Strichzeichnung eines Profils erstreckt sich zudem über das Blatt. Auffälligerweise fehlt das Gliederungselement der Hauptstäbe, die durch einen Rundstab mit Basis und Kapitell gegenüber den abgeplatteten Profilen hervorgehoben sind (Binding 1989, S. 251f.). Ob es sich um eine bewußte oder unbeabsichtigte Auslassung handelt, kann nicht entschieden werden.
Die Blattrückseite zeigt eine unvollendete Schnittdarstellung, die das nordöstliche Seitenschiffsjoch und das angrenzende Mittelschiffsjoch ausschnitthaft abbildet. Dabei verläuft die Schnitt- bzw. Rißkante durch die Darstellung. Bemerkenswert ist das hohe Niveau der Bauaufnahme, deren technische Vorgehensweise sich nicht wesentlich von modernen Standards unterscheidet. Der auf Kämpferhöhe angesetzte Horizontalschnitt bildet neben dem Kämpferumriß auch die Bogenprofile des Kreuzrippengewölbes zusammen mit den Schlußsteinen ab. Größe und Anordnung der Stützen lassen das nordöstliche Seitenschiffjoch mit dem angrenzenden, vor der Vierung liegenden Mittelschiffjoch vermuten.
Hinsichtlich der Darstellungsart können die Blätter Marb. Dep. 192, Marb. Dep. 193 und Marb. Dep. 202 verso mit der vorliegenden Zeichnung verglichen werden.
Stand: August 2007 [MH]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 08.09.2017



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