|<<   <<<<   1 / 387   >>>>   >>|

4.1.1.1 - Aachen, Rathaus, Entwurf für den Neubau der Türme, Ansicht der Nordfassade und Schnitt



4.1.1.1 - Aachen, Rathaus, Entwurf für den Neubau der Türme, Ansicht der Nordfassade und Schnitt


Inventar Nr.: GS 12336
Bezeichnung: Aachen, Rathaus, Entwurf für den Neubau der Türme, Ansicht der Nordfassade und Schnitt
Künstler: Hugo Schneider (1841 - 1925)
Datierung: 13.03.1885
Geogr. Bezug: Aachen
Technik: Graphit, Feder in Schwarz
Träger: Papier
Wasserzeichen: -
Maße: 25,7 x 40,3 cm (Blattmaß)
Maßstab: bezifferter Maßstab mit Maßeinheit "m", "1:400"
Beschriftungen: unten rechts: "13./III. 85" (Graphit)


Katalogtext:
Die in Graphit und Tusche ausgeführte Zeichnung zeigt die detailliert angelegte Ansicht der Nordfassade des Aachener Rathauses sowie die skizzenhaft gehaltene Ansicht der Südfassade. Darüber hinaus sind in der oberen linken Ecke des Blattes ein Schnitt durch den sog. Marktturm des Rathauses auf Höhe des Obergeschosses und oberhalb der Südfassade eine flüchtig ausgeführte Detailskizze eines Baldachins erkennbar.
Das Aachener Rathaus erhebt sich über den Fundamenten der aus dem späten 8. Jahrhundert stammenden Aula Regia der karolingischen Pfalzanlage. Von dieser ersten Bauphase blieben der sog. Granusturm an der Ostseite des Bauwerks und Teile des aufgehenden Mauerwerks an der Südseite erhalten. Die weitere aufgehende Bausubstanz stammt aus dem 14. Jahrhundert, wobei wesentliche Elemente des äußeren Bauschmucks als Ergebnis der seit der Mitte des 19. Jahrhunderts durchgeführten Restaurierungsarbeiten einzuordnen sind. 1883 wurde bei einem Großbrand die gesamte aus dem 17. Jahrhundert stammende Dachlandschaft mit den beiden Turmhelmen vollständig zerstört. Bei dem Wettbewerb zur Wiederherstellung des Aachener Rathauses, der 1885 ausgeschrieben wurde, errang Hugo Schneider mit seiner Rekonstruktion den zweiten Platz.
Die vorliegende Zeichnung kann als eine vorbereitende Arbeit zur Erstellung der Wettbewerbspläne gesehen werden. Schneider konzipierte die beiden Turmspitzen für den Granus- und Marktturm nahezu identisch mit einem offenen, von gotischem Maßwerk eingerahmten Geschoß, aus dem krabbenbesetzte Turmspitzen hervortreten, die in eine bekrönende Wetterfahne auslaufen. Die Anschlüsse an die historische Bausubstanz gestaltete Schneider für beide Türme unterschiedlich. So sah er für den Granusturm vier Ecktürmchen und einen achtseitigen Turmhelm vor, der von einer Dachgaube in der Mittelachse der Seiten unterbrochen wird. Für den Marktturm sah Schneider eine konische Dachanlage vor, die von kleinen Gauben unterbrochen werden sollte. Das Dach des Hauptbaus legte er als massives Satteldach an, dessen Schmalseiten keine Verbindung zu den angrenzenden Turmdächern eingehen. Zwischen Fassade und Dach vermittelt eine Maßwerkgalerie, die durch Fialen in der Flucht der neogotischen Figurenbaldachine auf der Nordseite akzentuiert wird. Für die Nordfassade sah Schneider die Anlage eines kleinen Zwerchgiebels in der Mittelachse mit einem den Dachfirst des Hauptdachs überragenden Reiter vor. Das Treppenhaus an der Südfassade sollte ebenfalls durch einen Dachreiter bekrönt werden. Der auf keinen historischen Bestand zurückgehende Ziergiebel, die Anlage der Dachreiter sowie der unmittelbar auf dem Mauerwerk des Granusturms ansetzende Turmhelm waren wesentliche Kritikpunkte der Wettbewerbsjury (Deutsche Bauzeitung 1885).
Zur Ausführung gelangte ein von Georg Frentzen (1854-1923) vorgelegter Entwurf, der in seiner Anlage schlichter und mit strengeren gotischen Formen verbunden war. Bei einem Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs wurden auch diese Turmhelme 1943 zerstört und erst 1979 in neuer Formgebung wiedererrichtet.
Stand: September 2007 [LK]


Literatur:
unpubliziert


Letzte Aktualisierung: 25.11.2022



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum